Analyse Der Jülicher Atommüll soll ab 2019 nach Ahaus rollen

152 Castoren hätten schon 2014 das Zwischenlager verlassen sollen. Behörden haben Bedenken gegen die neuen Pläne.

Von Jülich nach Ahaus: Die Behälter mit dem brisanten Inhalt sollen vom kommendenJahr an nach Ahaus transportiert werden.

Foto: Oliver Berg

Jülich. Die 152 Castorbehälter im Zwischenlager Jülich sollen ab 2019 ins rund 180 Kilometer entfernte Ahaus transportiert werden. Darauf hat sich nach Informationen unserer Zeitung eine Kommission aus Bundes- und Landesministerien geeinigt. Wenn die Transporte wie derzeit geplant verlaufen, werden die Behälter einzeln auf speziellen Lkw ins Zwischenlager nach Ahaus gebracht. In diesem Fall wären Ende 2020 alle Castoren nahe der Kleinstadt im Nordwesten NRWs eingelagert.

Es gibt allerdings große Bedenken gegen diesen Plan. Die Sicherheitsbehörden haben erhebliche Zweifel, ob es realistisch ist, 152 Einzeltransporte in nur anderthalb Jahren abzufertigen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW hält das Vorhaben mit dem derzeitigen Personalstamm nicht für machbar. Vor allem, weil sie mit erheblichem Widerstand gegen die Transporte rechnet. Zudem ist auch noch nicht abschließend geklärt, ob ein Transport mit Lkw über öffentliche Straßen alle Sicherheitsauflagen erfüllen kann.

Die Situation um die Frage, wie in Zukunft mit dem Atommüll aus Jülich umgegangen werden soll, ist seit Jahren festgefahren. Schon seit Mitte 2013 gibt es für das Jülicher Zwischenlager keine Genehmigung mehr. 2014 hat das Wirtschaftsministerium NRW, das die zuständige Atomaufsicht bildet, per Verfügung erzwungen, dass die Castoren Jülich verlassen müssen. Geschehen ist seither jedoch nichts. Inzwischen ist der Handlungsdruck aber so hoch, dass sich die Verantwortlichen in Bund und Land dazu entschieden haben, die Castoren nach Ahaus zu bringen, wo es schon seit knapp zwei Jahren eine Genehmigung gibt, den Jülicher Müll aufzunehmen.

Zwar sind die beiden anderen Optionen — Transport der Brennelemente in die USA und Neubau eines neuen Zwischenlagers in Jülich — nach Angaben der zuständigen Ministerien noch nicht vom Tisch. Doch nach Informationen unserer Zeitung wird der Ahaus-Transport von den Verantwortlichen als realistischste Variante eingestuft.

Gegen die Verschiffung der Brennelemente in die USA spricht vor allem die rechtliche Frage, ob der Atommüll überhaupt außer Landes exportiert werden darf. Gegen den Neubau eines Zwischenlagers in Jülich spricht vor allem das Argument Zeit. Bei optimistischer Planung, so die verantwortliche Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN), würde ein neues Zwischenlager im Jahr 2027 aufnahmebereit sein. Diese Zeitspanne von zehn Jahren ist aber nicht mit der unverzüglichen Räumungsanordnung der Atomaufsicht für das bestehende Lager in Einklang zu bringen.

Neben den schon genannten Problemen dürfte der Transport nach Ahaus auch bei Umweltschützern auf große Kritik stoßen. Denn auch in Ahaus können die Brennelemente nicht endgültig bleiben. Nach heutigem Stand endet in Ahaus die Lagergenehmigung im Jahr 2036. Die Stadt Ahaus hat bereits Klage beim Oberverwaltungsgericht Münster eingereicht. Mit Widerstand muss also gerechnet werden.

Über eine mögliche Zwischenlagerung von Atommüll in Ahaus im Münsterland ist nach Angaben der Bundesregierung noch keine Entscheidung gefallen. "Es wurden bislang keine abschließenden Festlegungen getroffen", hieß es am Samstag in einer Mitteilung des Bundesministeriums für nukleare Sicherheit. (Mit Material von dpa)