Deutschland holt bei PISA leicht auf
Berlin (dpa) - Zehn Jahre nach dem ersten PISA-Test haben die deutschen Schulen im weltweiten Leistungsvergleich leicht aufgeholt. Jedoch liegen die getesteten 15-Jährigen aus Deutschland immer noch erheblich hinter Gleichaltrigen aus PISA-Spitzenländern wie Finnland oder den asiatischen Staaten.
Dieser Trend wurde der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende bestätigt. Ähnliches berichteten zuvor die Magazine „Focus“ und „Spiegel“.
DGB-Chef Michael Sommer sagte der dpa: „Leichte Verbesserungen sind zu begrüßen, aber wahrlich kein Grund für Euphorie und Entwarnung“. Von einer „Bildungsrepublik“ sei Deutschland noch meilenweit entfernt. „Die soziale Spaltung im deutschen Bildungssystems ist nach wie vor das größte Problem.“ In kaum einem anderen Industrieland sei „die soziale Selektion“ - die Abhängigkeit von Herkunft und Bildungserfolg - so hoch wie in Deutschland.
Die Ergebnisse des jüngsten PISA-Tests aus dem Jahre 2009 werden am Dienstag in Berlin offiziell vorgestellt. Der Sprecher der deutschen PISA-Forscher, Eckhard Klieme, bezeichnete im Deutschlandfunk die Vorabmeldungen über die Ergebnisse als „Ratespiele“. Die Wissenschaftler seien an internationale Abmachungen gebunden, die Ergebnisse nicht vorab zu kommentieren.
Laut „Focus“ gibt es Leistungszuwächse in Mathematik und Naturwissenschaften sowie „zufriedenstellende“ Ergebnisse in der Schlüsselkompetenz Lesen und Textverständnis. Laut „Spiegel“ darf die Bundesrepublik hoffen, „dass ihre Schüler im Durchschnitt ein bisschen besser geworden sind, und sie muss befürchten, dass Migranten und andere Risikokandidaten erneut erschreckend schlecht dastehen“. Das Blatt zitiert Klieme mit dem Satz, bei der Vorstellung der Ergebnisse werde man den „Fokus auf die Veränderung legen“.
PISA ist der weltweit größte Schulleistungstest. Die Abkürzung steht für „Programme for International Student Assessment“. Der Test wird ausgerichtet von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. An der jüngsten Untersuchung nahmen fast eine halbe Millionen 15-jährige Schüler aus 65 Nationen teil. In Deutschland machten diesmal 4970 Schüler aus 223 Schulen mit.
Die Veröffentlichung der ersten Studie aus dem Jahr 2000 hatte in Deutschland einen Schock ausgelöst. Die Schüler aus Deutschland hatten in allen drei Wissensdisziplinen schlechter als der Durchschnitt der 30 wichtigsten Industrienationen abgeschnitten. Die Studie förderte zudem zu Tage, dass über ein Fünftel der 15-Jährigen in Deutschland nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen konnte. Auch zeigte sich, dass in keiner vergleichbaren Industrienation die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft so ausgeprägt ist wie in Deutschland. Weitere PISA-Tests gab es 2003 und 2006.
Sommer sagte dazu: „Es ist eine Schande, dass nicht die Begabung und das Können eines Kindes entscheidet, welche Chancen es im Leben hat, sondern Herkunft und Einkommen der Eltern.“
Mit den PISA-Tests wird überprüft, ob die 15-Jährigen das in der Schule Erlernte auch im Alltagsleben einsetzen können. Dafür müssen die Schüler lebensnahe Aufgaben lösen. Neben den Leistungen werden familiärer, sozialer und schulischer Hintergrund der jungen Menschen erfasst sowie Motivation, Lernmethoden und Unterstützung durch die Lehrer untersucht. Weltweit arbeiten mehr als 300 Wissenschaftler und ihre Mitarbeiter an Erstellung und Auswertung der Tests.
Einen speziellen Bundesländervergleich gibt es diesmal nicht. Die Kultusminister hatten im Sommer eine eigene Vergleichsstudie auf der Basis der neuen Bildungsstandards vorgelegt.