Umfrage Die deutsche Führungselite träumt von Schwarz-Gelb
Berlin. Die deutschen Führungseliten setzen zwei Monate vor der Wahl ganz klar auf Angela Merkel. 87 Prozent wünschen sich die CDU-Chefin wieder als Kanzlerin, nur zwölf Prozent den SPD-Herausforderer Martin Schulz, ergab eine aktuelle Allensbach-Umfrage.
Das wäre angesichts der Parteienpräferenz der 500 Befragten (60 Prozent CDU, 20 Prozent FDP) wenig überraschend, wenn dahinter nicht doch erhebliche Bewegungen stünden.
Die beiden wichtigsten: Angela Merkel stand durchaus nicht immer so hoch im Kurs. Noch vor zwei Jahren fanden in dem gleichen Kreis zum Beispiel nur 55 Prozent, dass sie eine kluge Strategin sei (heute 75 Prozent). Die Kanzlerin hat rechtzeitig vor der Bundestagswahl ihre Umfragedelle wieder wettgemacht. Martin Schulz hat dagegen durchweg weit niedrigere Profilwerte. Seine Glaubwürdigkeit ist mit 33 Prozent noch die stärkste ihm zugebilligte Eigenschaft. Er sei eben relativ spät auf der Bundesbühne aufgetreten, analysierte Allensbach-Chefin Renate Köcher am Freitag bei der Präsentation der Daten in Berlin. Das Institut befragt im Auftrag zweier Medienunternehmen regelmäßig 500 Top-Entscheider, darunter 350 aus der Wirtschaft und 150 aus Politik und Verwaltung.
Die größte Bewegung gibt es unter den Chefs in der Koalitionsfrage. Schwarz-Gelb, also ein Bündnis aus Union und FDP, ist mit 65 Prozent plötzlich die von ihnen mit Abstand am meisten gewünschte Regierung. Vor zwei Jahren lag der Wert noch bei nur 25 Prozent. Als Schwarz-Gelb in Deutschland real regierte, von 2009 bis 2013, sagten nach nur einem Jahr sogar 92 Prozent der Befragten, dass sie von diesem Bündnis enttäuscht seien, und 2012 wünschten sich dann 52 Prozent eine große Koalition. Offenbar alles vergeben und vergessen. Jetzt rangiert FDP-Chef Christian Lindner bei der Frage, welcher Politiker hohes Ansehen genieße, nach den CDU-Granden Angela Merkel (91 Prozent) und Wolfgang Schäuble (84) mit 81 Prozent auf Platz Drei. Weit vor SPD-Mann Sigmar Gabriel (60) oder dem Grünen Cem Özdemir. Nicht nur SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz muss über seine 33 Prozent betrübt sein, auch Horst Seehofer, CSU-Chef, der mit 31 Prozent am wenigsten geachtet wird.
Ein Trost für Martin Schulz könnte sein, dass die Führungseliten inhaltlich nicht weit weg von SPD-Forderungen sind. Die Digitalisierung, ein Kurswechsel in der Bildungspolitik und höhere Infrastrukturinvestitionen sehen sie ähnlich wie die SPD als die drei vordinglichsten innenpolitischen Themen für die Zukunft. Außenpolitisch ist es die Stärkung der EU und eine intensivere Zusammenarbeit mit Frankreich. Auch das ist Schulz-kompatibel. Aber bei der Kanzlerpräferenz schlägt offenbar neben persönlichen Parteivorlieben auch die große Zufriedenheit der Bosse mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage durch, wo die Werte laut Kröcher auf Rekordniveau liegen.
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