Ein Bischof spaltet Limburg
Der Amtsstil von Franz-Peter Tebartz-van Elst gilt vielen als zu pompös und zu autoritär.
Limburg. Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat sich Zeit damit gelassen, selbst das Wort zu ergreifen. Ein Protestbrief gegen seine Amtsführung kursierte bereits seit gut einer Woche im Bistum, als der katholische Oberhirte am Wochenende nun ebenfalls ein Schreiben veröffentlicht.
Es geht darin vor allem um Vertrauen, um das der 53-Jährige bittet. Er räumt auch Fehler ein, wirbt um den gemeinsamen Dialog und kündigt mehr Offenheit an. Nun wartet das unzufriedene Kirchenvolk auf konkrete Taten.
Autoritärer Führungsstil, zu viel Prunk in Gottesdiensten und Verschwendung auch in anderer Hinsicht: Das sind die Vorwürfe, denen sich der Bischof ausgesetzt sieht. Unter anderem geht es um die explodierenden Kosten für den Bischofssitz.
Die neue Residenz am Limburger Dom hat deutlich mehr als zehn Millionen Euro gekostet, wie das Bistum eingestehen musste. Für viele Gläubige passt das nicht zu den Einsparungen, die den Gemeinden verordnet werden. Selbst Priester hatten dem Kirchenfürsten den Rücktritt nahegelegt.
Binnen weniger Tage unterschrieben Hunderte Kirchgänger einen offenen Brief. Sie forderten: „Die Bistumsleitung muss umgehend einen anderen Weg einschlagen, will sie die katholische Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus glaubhaft und glaubwürdig vertreten.“
Zwischen dem Limburger Oberhirten und seiner 650 000 Menschen zählenden Herde von Frankfurt bis zum Westerwald hat die Chemie von Anfang an nicht gestimmt. Vorgänger war der liberale Franz Kamphaus, der demonstrativ bescheiden in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebte und VW Golf fuhr. Dann kam 2008 Tebartz-van Elst, ein marienfrommer Bauernsohn aus dem niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer. Als Bischof ehrgeizig und standesbewusst.
Seine Berufung passte in die Tradition vergangener Jahrzehnte, als die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. viele konservative Bischöfe ernannten. Konflikte mit einem sich wandelnden Kirchenvolk gab es deshalb auch andernorts — sehr heftig in Wien oder in Chur in der Schweiz. Dort ging es um Missbrauchsvorwürfe.
Im Vergleich sind die Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst harmloser. Es geht aber auch um verlorenes Vertrauen. „Die tiefe Vertrauenskrise und Sprachlosigkeit zwischen Bischof und Gläubigen ist ein großes Problem“, sagt Kirchenrechts-Professor Thomas Schüller aus Münster.
Der Schlüssel zu einer Lösung liegt indes in Rom. Nur der Papst kann den Rücktritt eines Bischofs annehmen oder erzwingen. Im Vatikan hat sich zwar mit dem neuen Papst Franziskus der Wind gedreht. Kirchenkenner bezweifeln aber, dass der Papst aus dem fernen Argentinien sich bald mit dem Streit befassen wird.