Fast jeder zehnte Bürger hat zu viele Schulden
Hamburg (dpa) - Fast ein Zehntel der Bevölkerung steckt finanziell schwer in der Klemme. Insgesamt gelten 6,67 Millionen Privatpersonen in Deutschland als überschuldet, teilte die Wirtschaftsauskunftei Bürgel in Hamburg mit.
Das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Schuldnerquote liege damit bei 9,7 Prozent.
Auffällig sei besonders die Lage der jungen Erwachsenen im Alter von 21 bis 30 Jahren. „Mit einer Schuldenquote von 17,7 Prozent sind sie am stärksten von Überschuldung betroffen - und das mit einer Zunahme um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagte Bürgel-Geschäftsführer Norbert Sellin. Zusammen mit den 18- bis 20-Jährigen, deren Verschuldung im Durchschnitt liegt, ist fast ein Drittel der verschuldeten Bundesbürger unter 31. „Die jungen Erwachsenen haben weniger Erfahrung im Umgang mit Geld und oft keine Rücklagen bei finanziellen Engpässen“, sagte Sellin. „Zudem erhöhen Familiengründungen und Immobilienfinanzierungen die Ausgaben stark.“
Besonders belastet durch zu hohe Schulden sind die Einwohner von Berlin (13 Prozent der Bevölkerung), Bremen (12,6 Prozent) und Sachsen-Anhalt (12,0 Prozent). Geringe Schuldnerquoten weisen dagegen Bayern (7,1 Prozent), Baden-Württemberg (7,6 Prozent) und Sachsen (8,9 Prozent) aus. Männer neigen stärker zum Schuldenmachen als Frauen; sie stellen mehr als 56 Prozent der überschuldeten Privatpersonen.
Hauptursachen für Überschuldung seien Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung oder Scheidung, falsches Konsumverhalten und gescheiterte Selbstständigkeit oder Immobilienfinanzierung. Aber auch die Ausbreitung des Niedriglohnsektors sei ein wichtiger Faktor, weil er die Einnahmen von Verbrauchern drastisch reduziere. Die Bürgel-Experten gehen von Überschuldung aus, wenn die Ausgaben für die Lebenshaltung und die Tilgung von Krediten die Einnahmen übersteigen. Die Schulden fallen an bei Banken, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften.