Guttenberg: Der Doktor im Zwielicht
Ein Professor entdeckt Sätze in der Dissertation von Verteidigungsministerzu Guttenberg, die nicht von ihm stammen.
Berlin. Vladimir Putin steht unter einem ähnlichen Verdacht: Seine Doktorarbeit zur „Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen“ soll der russische Ministerpräsident seitenweise von zwei Wirtschaftswissenschaftlern abgekupfert haben. Aufgefallen war das, weil 16 Seiten abgeschrieben wurden.
Nun ist der Bundesverteidigungsminister mit dem Regierungszaren kaum zu vergleichen. Aber auffallend ist schon, wie defensiv Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auf Vorwürfe reagiert, seine Doktorarbeit beruhe teilweise auf Abgeschriebenem.
Im Jahr 2006 hatte Guttenberg seine juristische Doktorarbeit an der Universität Bayreuth eingereicht. Titel: „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU.“ Die Arbeit durchlief das reguläre Verfahren. Dazu zählt auch, dass der Autor eine Erklärung unterschreibt, in der er versichert, dass nicht-eigene Gedanken durch Zitat oder Literaturhinweise kenntlich gemacht werden. Note für die Arbeit: „Summa cum laude“, was in etwa einer „Eins plus“ entspricht.
Aufgebracht wird die Affäre von Rechtsprofessor Andreas Fischer-Lescano. Der Jurist forscht in Bremen am „Zentrum für Europäische Rechtspolitik“ und ist Gründungsmitglied des von der SPD-Politikerin Andrea Ypsilanti aus der Taufe gehobenen „Instituts Solidarische Moderne“, in dem Vertreter von SPD, Grünen und Linkspartei kooperieren. Fischer-Lescano wollte Guttenbergs Buch für das linke Periodikum „Kritische Justiz“ rezensieren.
Als der Professor routinemäßig Satzteile des Textes bei Google eingab, erhielt er einen Treffer aus der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Wörtlich wandern drei längere Absätze der NZZ-Autorin Klara Obermüller über das Fehlen der „religiösen Gegenwart“ in die Dissertation des CSU-Politikers. Der Rechtsprofessor googelte weiter und fand acht Stellen, an denen Guttenberg sich Fremdtexte zu Eigen gemacht haben soll. Für Lescano und einen Freund, der sich beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe mit dem Plagiaten-Problem beschäftigt, war klar: Guttenbergs Doktorarbeit ist ein Plagiat.
Der Verteidigungsminister wehrt sich gegen die Vorwürfe: Der Plagiats-Vorwurf sei „ab-strus“. Er räumt ein, dass Fehler gemacht worden seien können: „Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“