Kardinal Meisner will gehen — wird Georg Gänswein sein Nachfolger?

Kölner Erzbischof hofft, dass der Vatikan sein Rücktrittsgesuch annimmt. Für ihn könnte der Privatsekretär Benedikts kommen.

Köln. „Kardinal Meisner privat“ steht neben der Klingel des Erzbischöflichen Hauses in Köln — noch. In einem Jahr könnte der streitbare Kirchenmann schon ausgezogen sein, denn er steuert den Ruhestand an. Wenn er im September aus dem Urlaub kommt, will er in Rom sein Rücktrittsgesuch einreichen. Und diesmal ist er zuversichtlich, dass es angenommen wird.

Über seinen Nachfolger habe er weder mit Papst Benedikt noch mit dem neuen Papst Franziskus je gesprochen, sagt Meisner, der im Dezember 80 Jahre alt wird. Vielleicht ist es ja der richtige Posten für Georg Gänswein, den Privatsekretär Benedikts, der seit Anfang dieses Jahres auch Erzbischof ist. Darüber wird jedenfalls spekuliert.

Gänswein wäre wohl jemand, der ankäme in der Medienstadt Köln: ein Kirchenmann mit „Dornenvögel“-Ausstrahlung, so heißt es bereits in Anspielung auf den US-Fernsehklassiker mit Richard Chamberlain als Pater Ralph. Denn der 56-Jährige aus dem Schwarzwald wird wegen seines attraktiven Äußeren auch gerne als der „George Clooney des Vatikan“ bezeichnet.

Die katholische Kirche ohne Joachim Meisner — das wird jedenfalls für manchen ein Grund zum Aufatmen sein. Der 79-Jährige gilt als der politisch unkorrekteste Kirchenmann der Republik. Das Lager seiner Gegner ist groß. „Fundamentalist“, „Gotteskrieger“ — das sind nur einige Bezeichnungen für ihn. Meisner bewegt die Gemüter. Ohne ihn wird die Kirche in Deutschland weniger sichtbar sein.

Der gebürtige Schlesier steht seit 1989 an der Spitze eines der reichsten Bistümer der katholischen Welt. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn damals zum Erzbischof von Köln. Dort war man entsetzt.

Meisner stellte sich den Kölnern mit den Worten vor: „Ihr habt mich nicht gewollt, und ich wollte auch nicht zu euch.“ Er wäre lieber in Berlin geblieben. Bis heute passen der Verteidiger der reinen Lehre und die gern über die Stränge schlagenden Rheinländer nicht so recht zusammen. Allerdings kann sich Meisner auch bewegen, wenn es sein muss. Das bewies er in diesem Jahr, als er im Streit um die „Pille danach“ einen aufsehenerregenden Schwenk vollzog. Seitdem dürfen katholische Krankenhäuser vergewaltigten Frauen die „Pille danach“ verschreiben.

Meisner hofft, dass sich die Wahl seines Nachfolgers nicht so lange hinziehen wird wie seine eigene, die eineinhalb Jahre in Beschlag nahm. Im Ruhestand will er seine Memoiren schreiben, er hat damit schon angefangen.