Kaum jemand will Organe spenden

Keine Hinweise auf Betrügereien in Nordrhein-Westfalen.

Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen gibt es keine Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Spender-Organen. Das berichtete Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) am Freitag in Düsseldorf. Dennoch sei auch in NRW die Bereitschaft zur Organspende gesunken.

Ursache ist ein Skandal, der im vergangenen Sommer in Göttingen bekannt wurde. Dort soll ein Arzt Krankendaten gefälscht haben, damit seine Patienten schneller eine Organspende erhielten. Die zentrale Veranstaltung zum Tag der Organspende ist am 1. Juni in Essen.

Bundesweit warten rund 12 000 Patienten auf ein Organ, in NRW sind es etwa 3900. Täglich sterben drei Schwerkranke in Deutschland, weil sie vergeblich gewartet haben. Nur jedem Dritten auf der Liste kann mit einem Spenderorgan geholfen werden.

Steffens warb gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation und dem Verband der Lebertransplantierten um neues Vertrauen. Sie bekräftigte ihre Forderung nach einer bundesweit einheitlichen fälschungssicheren Patientenakte, in der Daten nicht komplett gelöscht werden können.

Bis 2015 sei mit einem Transplantationsregister zu rechnen, in dem die bislang abgeschotteten Daten von Spendern und Empfängern zusammengeführt werden könnten, sagte die Ministerin. In NRW gebe es bereits eine Vereinbarung mit allen neun Transplantationszentren, finanzielle Anreize für Organ-Verpflanzungen auszuschließen.

Aktuellen Spenderzahlen zufolge ging in diesem Jahr bis einschließlich April die Zahl der Organspender im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 18 Prozent auf 301 zurück, die Zahl der gespendeten Organe um zehn Prozent. In NRW fiel der Einbruch noch drastischer aus: Hier sank die Zahl der Organspender um 26 Prozent auf 71 (bis April 2012: 96). dpa