Politische Aktion Künstlerkollektiv errichtet „Gedenkstätte“ nahe Reichstagsgebäude

Berlin · Vor dem Reichstagsgebäude hat das für seine umstrittenen Aktionen bekannte Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) eine sogenannte Gedenkstätte errichtet.

Das Zentrum für politische Schönheit hat am Reichstag ein Denkmal errichtet.

Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Die Gedenkstätte steht seit Montagmorgen auf dem Gelände der ehemaligen Krolloper, in der die Reichstagsabgeordneten im März 1933 für das Ermächtigungsgesetz stimmten, eine wichtige Grundlage für die Diktatur der Nationalsozialisten. „Es geht um die letzte deutsche Diktatur und darum, ob sie uns wieder droht“, sagte ZPS-Gründer Philipp Ruch am Montag. Teil der Aktion ist eine Stahlsäule, die nach Angaben der Gruppe Asche von Opfern der Massenmorde der Nazis enthält. Diese sei in mehreren Ländern an Orten der Nazi-Verbrechen geborgen worden.

Das „Zentrum für politische Schönheit“ ist bereits mehrfach mit Aktionen aufgefallen, die Aufsehen erregt haben. So hatte es vor gut zwei Jahren eine Nachbildung des Berliner Holocaust-Mahnmals in Nachbarschaft des Wohnhauses des AfD-Politikers Björn Höcke in Thüringen aufgestellt.

Über der sogenannten Gedenkstätte ist der Schriftzug „Gedenken heißt Kämpfen“ zu lesen. Und in Großbuchstaben „Keinen Schritt weiter! Hier begann die letzte deutsche Diktatur“. Grablichter brennen, es gibt Blumensträuße, darüber hängen Zettel mit Texten wie „Vergesst sie nicht“ oder „Gegen politischen Alzheimer in Deutschland“.

Nach Angaben der Polizei ist die Veranstaltung bis zum 7. Dezember angemeldet. Das Künstlerkollektiv hat allerdings angekündigt, Spenden sammeln zu wollen, um am kommenden Samstag ein Betonfundament für die Säule zu gießen, wenn genügend Geld dafür zusammenkommt.

Lea Rosh, Vorsitzende des Fördervereins „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, nannte die ZPS-Aktion großartig. „Es ist ja eine politische Botschaft, die damit einhergeht. Es ist die Botschaft: Guckt hin, hier ist die Macht an die Nazis übertragen worden.“ Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, kritisierte die Aktion hingegen: „Auschwitz-Überlebende sind bestürzt darüber, dass mit diesem Mahnmal ihre Empfindungen und die ewige Totenruhe ihrer ermordeten Angehörigen verletzt werden.“

(dpa)