Landessynode: Kirche spart nach Rasenmäher-Prinzip
Erste Einschnitte der rheinischen Landeskirche lassen noch nicht erkennen, wo künftige Aufgabenschwerpunkte liegen sollen.
Bad Neuenahr. Theologisch wehren sich Christen gerne gegen den Begriff „alternativlos“. Doch finanziell sieht in der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) derzeit offenbar niemand eine Alternative zum eingeschlagenen Sparkurs: Bei nur sechs Enthaltungen votierte die Landessynode gestern in Bad Neuenahr einstimmig für eine Kürzung der jährlichen Ausgaben um 8,2 Millionen Euro. Der Großteil der Einschnitte soll schon bis 2015 umgesetzt werden.
Aufgabenkritik nannte sich dieser erste, noch nicht ausreichende Schritt irreführend. Denn bei den über 150 beschlossenen Einsparungsmaßnahmen nach dem Rasenmäherprinzip quer durch alle sechs Abteilungen des Landeskirchenamts ist noch nicht erkennbar, wo die Ekir künftig ihre Aufgabenschwerpunkte sieht und von welchen Tätigkeitsfeldern sie sich aufgrund des finanziellen Defizits verabschieden wird. Diese Weichenstellung soll erst in einem zweiten Schritt erfolgen — der Haushaltskonsolidierung. Dazu sollen die konkreten Beschlüsse in einem Jahr getroffen werden.
In der ersten Kürzungswelle sind mit jeweils mehr als zwei Millionen Euro vor allem die Abteilungen „Theologie & Diakonie“ sowie „Bildung“ betroffen. So wird zum Beispiel die Kirchliche Hochschule in Wuppertal künftig mit jährlich 240 000 Euro weniger auskommen müssen. Die Jugendbildungsstätte Hackhauser Hof in Solingen muss schrittweise auf 50 000 Euro pro Jahr verzichten. Das Internat in Hilden wird wie erwartet geschlossen. Die 240 evangelischen Büchereien bangen um die Büchereifachstelle, die ihre Arbeit von Düsseldorf aus unterstützt.
In diesem Fall entschied sich die Synode allerdings für einen zeitlichen Puffer. Die Fachstelle wird nicht schon 2015 aufgelöst, sondern in reduzierter Personalstärke noch bis Ende 2022 fortgeführt, um Zeit für die Suche nach anderen Lösungen zu gewinnen.
Schwer am kirchlichen Selbstverständnis rüttelt auch der Eingriff in den Arbeitslosenfonds, der künftig jährlich 300 000 Euro weniger für Arbeitslosenprojekte vor Ort zur Verfügung stellt. Aber das Argument, dass bei Erfolglosigkeit der Sparbemühungen andernfalls Arbeitslose auf landeskirchlicher Ebene geschaffen würden, habe letztlich überzeugt, so Präses Manfred Rekowski. Insgesamt sind von dem Beschluss schon 60 kirchliche Mitarbeiter betroffen. Der Personalabbau soll möglichst sozialverträglich und durch interne Versetzungen geschehen.
Rekowski sprach von einem „ausgesprochen guten Verlauf der Synode“, die gezeigt habe, „dass die Kirche und unsere Synode in der Lage sind zu gestalten und zu einem Konsens zu kommen. Wir irrlichtern nicht.“ Das gebe Mut für die Haushaltskonsolidierung. Sie soll alle kirchlichen Aufgaben auf den Prüfstand stellen, die auf mehr als 500 000 Euro Kirchensteuer angewiesen sind.