Meisner kritisiert Abtreibungspraxis als „Super-Gau“
Köln (dpa) - Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat die Abtreibungspraxis in Deutschland scharf kritisiert. Es handele sich um den „täglichen, beschwiegenen Super-Gau“, schrieb Meisner in einem Beitrag der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ (Donnerstag).
Wer um die Zukunft Deutschlands besorgt sei, solle sich mehr um dieses Thema kümmern als um die sogenannte Energiewende. Atomkraft stelle keine existenzbedrohende Gefahr mehr dar. „Wir steigen aus der Kernkraft aus, und die noch arbeitenden Meiler gehören zu den sichersten der Welt.“ Durch Schwangerschaftsabbrüche dagegen würden jeden Tag mehr als zehn Klassenzimmer ausgelöscht.
Kinder würden in Deutschland „allgemein und vor allem in den Medien als Bedrohung empfunden für Wohlstand und Freiheit“, schreibt Meisner weiter. Die Liberalisierung des Paragraphen 218 im Jahr 1995 habe eine de-facto-Freigabe der Abtreibung gebracht. „Damit haben wir die Gesellschaft auf einen Weg in das Unmenschliche, in die Barbarei geführt.“ Meisner kritisiert grundsätzlich jede Forschung an Embryonen. „Es schneidet ins Herz des Menschlichen, wenn es um Design-Babys geht, um die Schwächsten der Schwachen, um die Schutzbedürftigsten. Die Pränataldiagnostik, überhaupt die künstliche Befruchtung und ihre Auslese- und Selektionsmentalität züchten Leben und töten Hoffnung.“