Missbrauchsskandal: Bischöfe nehmen neuen Anlauf zur Aufklärung

Sieben Experten sollen den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche untersuchen.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann Foto: dpa

Foto: Fredrik von Erichsen

Bonn. Nun wird es also eine neue wissenschaftliche Studie zu Fragen des sexuellen Missbrauchs an Jugendlichen im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland geben. Er habe dazugelernt, versichert der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, gestern in Bonn. Dabei strahlt er Zuversicht aus, dass sich die Vorgänge, die im vergangenen Jahr zur Aufkündigung des Forschungsvorhabens mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer geführt hatten, nicht wiederholen werden.

Sieben Professoren — Forensiker, Soziologen, Kriminalisten und Psychologen — haben den Zuschlag für die Studie erhalten. Dreieinhalb Jahre wollen sie nun Akten auswerten, Fragebogen versenden und Interviews führen mit Opfern und Tätern. Das Ziel: „Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche — um der Opfer willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen zu sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen“, sagt Ackermann.

Neun Bistümer sollen den Wissenschaftlern für ihre Arbeit Daten zu Missbrauchsfällen seit 1945 zugänglich machen. 18 Bistümer sollen Akten seit dem Jahr 2000 öffnen. Parallel wollen die Forscher auch eventuelle Strafakten damit abgleichen. Am Ende der Arbeit erwartet der Leiter des Forschungskonsortiums, Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, Antwort auf die Frage, ob es spezifische Strukturen und Dynamiken innerhalb der katholischen Kirche gibt oder gegeben hat, die Missbrauch fördern. Das Ergebnis, gleich wie es ausfällt, werde dann veröffentlicht, versichert Dreßing. Das sei vereinbart.

Beim Streit zwischen Pfeiffer und den Bischöfen war es vor allem um die Veröffentlichung der Ergebnisse gegangen. Die Kirche habe die Veröffentlichung nachträglich reglementieren wollen, hatte Pfeiffer damals kritisiert. Sein Institut sei nicht bereit gewesen, sich einer Zensur zu beugen.

Kritik an der jetzt geplanten Datenerhebung kommt von Opferverbänden. In der Untersuchungsanlage sei nur von Bistumsakten die Rede, erklärt der Verband der institutionellen Missbrauchsopfer. Ordensakten würden ausdrücklich nicht genannt.