Nach Boston-Anschlag warnt Friedrich vor Terror-Einzeltätern
Berlin (dpa) - Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat nach dem Bombenanschlag von Boston vor der Gefahr durch terroristische Einzeltäter gewarnt.
„Statt großer Organisationen werden wir nun von Einzeltätern und Kleinstgruppen attackiert, die sich selbst radikalisieren“, sagte Friedrich „Spiegel Online“. „Das ist sehr beunruhigend.“ Einzeltäter machten den Behörden „zunehmend Sorgen“. Zuvor hatte bereits der Verfassungsschutz mit Blick auf die Sicherheitslage in Deutschland auf eine unverändert hohe Gefahr hingewiesen.
Friedrich sprach in Bezug auf die Täter von Boston von einem „gefährlichen Phänomen“, das spätestens seit dem Anschlag von Arid Uka gegen amerikanische Soldaten am Flughafen Frankfurt auch in Deutschland angekommen sei. „Wer zu Hause am Rechner Propagandavideos schaut, sich mehr und mehr abschottet und mit Anschlagsplanungen beginnt, ist schwer zu entdecken“, warnte Friedrich.
Der Kosovo-Albaner Uka hatte vor zwei Jahren am Frankfurter Flughafen zwei amerikanische Soldaten erschossen und zwei weitere lebensgefährlich verletzt. Es war der erste islamistisch motivierte Terroranschlag auf deutschem Boden. Der junge Täter war kein Mitglied einer Terrorgruppe, sondern ein Einzeltäter.
Nach Boston sind laut Friedrich auch in Deutschland die sogenannten extremistischen Gefährder, die von den
Behörden als gewaltbereit eingestuft sind, eingehend überprüft worden. „Nach Anschlägen wie in Boston wird natürlich noch mal genauer hingeschaut“, sagte der Minister. Mit den USA bestehe ein intensiver Informationsaustausch über die Attentate. Bisher aber gebe es keine Spuren der Täter, die nach Deutschland führten. Bei dem Bombenanschlag während des Boston-Marathons waren am Montag vor einer Woche drei Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden.
Friedrich sprach sich erneut für eine Ausweitung der Videoüberwachung aus. „Im Haushalt 2013 haben wir bereits mehr Geld zur Ausweitung der Videoüberwachung bereitgestellt, sagte
er. „Ich hoffe, dass es gelingt, für den Haushalt 2014 weitere Mittel zur Verfügung zu stellen.“ Die Videoüberwachung sei ein geeignetes Mittel zur Aufklärung und Verhinderung weiterer Anschläge, sagte er mit Blick auf Boston. „Deshalb sollten wir sie auch in Deutschland stärker einsetzen.“
Neben Oppositionspolitikern und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, vor überzogenen Reaktionen als Folge des Terrors in den USA gewarnt.