„'Ne liebe, gute Nachbarin“: Zschäpes Nachbar als Zeuge
München (dpa) - Freundlich, gesellig, spendabel - so hat ein Nachbar aus Zwickau vor Gericht die NSU-Hauptangeklagte Beate Zschäpe geschildert. Sie habe sich bei allen Nachbarn vorgestellt.
„Ab und zu hat man hinterm Haus zusammengesessen und sich über dieses und jenes unterhalten - belanglose Dinge“, sagte der Zeuge am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München. „War 'ne liebe, gute Nachbarin.“ Zu Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt habe er hingegen weniger Kontakt gehabt. „Mal guten Tag und guten Weg, und das wars.“
Zschäpe bewohnte mit den beiden anderen mutmaßlichen NSU-Terroristen jahrelang eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im sächsischen Zwickau. Sie habe gesagt, der eine sei ihr Freund, der andere dessen Bruder, berichtete der Zeuge. Sie würden beruflich Autos überführen. Einmal habe sie den Nachbarn, die hinter dem Haus saßen und Fußball guckten, eine große Familienpizza spendiert.
Die Anklage wirft Zschäpe vor, sie habe für die legale Fassade des Trios gesorgt und damit die Anschläge der Neonazi-Terroristen - darunter zehn Morde - ermöglicht. Am Nachmittag sollten noch weitere Nachbarn vernommen werden.
Zschäpe habe sich als „Susann Dienelt“ vorgestellt - das war eines ihrer Pseudonyme. Die Runde in der Nachbarschaft habe sie „Dienelt-Maus“ genannt, sagte der Zeuge. „Erstens hieß se Dienelt, und zweitens ist se 'ne Maus.“ Zschäpe habe gelegentlich mit ihm und den anderen Nachbarn im Keller gesessen, habe sich dort unterhalten und getrunken. Mundlos und Böhnhardt seien nie mit dabei gewesen.
Über Politik habe man nie gesprochen, sagte der Zeuge. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters gab er aber zu, dass auf dem Fernseher in seinem Keller ein Bild von Adolf Hitler stand. Das habe für ihn jedoch keine politische Bedeutung gehabt, sondern sei ein Andenken an einen verstorbenen Nachbarn gewesen. Zschäpe habe sich an dem Bild nie gestört, sonst auch niemand.
Erstmals seit langem waren am Mittwoch auch mutmaßliche Sympathisanten aus der rechten Szene unter den Zuschauern im Gerichtssaal: Zwei bullige Glatzköpfe in T-Shirts, einer von ihnen stark tätowiert bis zum Hals. In einer Verhandlungspause trat er vorn an die Absperrung der Besuchertribüne und grüßte mit der Hand hinunter zu dem Angeklagten Ralf Wohlleben und seiner Anwältin. Woher er Wohlleben kennt, wollte er zumindest gegenüber Journalisten nicht sagen.