OB-Stichwahl in Stuttgart: Grüne hoffen auf SPD-Wähler
Stuttgart (dpa) - Vor dem zweiten Wahlgang bei der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl werben die beiden Favoriten um die Wähler der SPD-nahen Kandidatin. Die 48-jährige Bettina Wilhelm zog sich am Montag aus dem Rennen zurück.
Sowohl der Grünen-Politiker Fritz Kuhn als auch der für die CDU angetretene Unternehmer Sebastian Turner rechnen sich nach ihrem Kopf-an-Kopf-Rennen vom Sonntag gute Chancen auf den Wahlsieg am 21. Oktober aus.
Ihr Ergebnis von 15,1 Prozent der Stimmen sei enttäuschend gewesen, räumte Wilhelm ein. „Ich habe mit einer höheren Prozentzahl gerechnet.“ Eine direkte Empfehlung für einen anderen Bewerber wollte die 48-Jährige nicht abgeben, betonte aber inhaltliche Überschneidungen mit Kuhn. Dieser kam am Sonntag auf 36,5 Prozent und lag damit knapp vor Turner (34,5 Prozent). Da keiner der Kandidaten bei der OB-Wahl am Sonntag mehr als 50 Prozent der Stimmen holte, ist eine erneute Wahl in zwei Wochen erforderlich.
Nach einer Emnid-Umfrage könnten am übernächsten Sonntag 33,7 Prozent der Stimmen für Wilhelm dem grünen Kandidaten zugutekommen und 28,3 Prozent Turner. Dieser setzt darauf, die Wähler Wilhelms und bisherige Nichtwähler für sich zu gewinnen. „Viele Stuttgarter wollen keinen grünen OB. Daher werden viele von ihnen jetzt zur Wahl gehen, weil eine klare Richtungsentscheidung ansteht“, betonte der parteilose Unternehmer in einer Mitteilung.
Kuhn zeigte sich nach einem „Superergebnis“ siegessicher. „In 14 Tagen wird das meines Erachtens gut ausgehen.“ Er rechne damit, im zweiten Wahlgang am 21. Oktober viele Wähler gewinnen zu können, die am Sonntag noch für Wilhelm und den Stuttgart-21-Gegner Hannes Rockenbauch gestimmt haben. Rockenbauch hatte 10,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. „Man muss ja nur zusammenrechnen.“ Der viertplatzierte Rockenbauch hatte zunächst noch nicht über einen mögliche Kandidatur im zweiten Wahlgang entschieden.
Wilhelm nannte als Grund für ihr schlechtes Abschneiden die starke Polarisierung zwischen Kuhn und Turner kurz vor dem Wahltag. Ihr zugeneigte Wähler hätten deshalb befürchtet, ihre Stimme zu verschwenden. Zudem sei es ihr nicht gelungen, in der immer noch durch das Bahnvorhaben Stuttgart 21 gespaltenen Stadt ihre Position als Vermittlerin zu verdeutlichen.