Rösler — der Beliebte
Der 38-Jährige wird als heißer Anwärter auf den Parteivorsitz gehandelt.
Berlin. Es sind zwei Personen, die in der Debatte um den neuen FDP-Chef im Vordergrund stehen: Gesundheitsminister Philipp Rösler und Generalsekretär Christian Lindner (32) sind angeblich bereit, Guido Westerwelle abzulösen. Wobei vor allem Röslers Name heiß gehandelt wird.
Rösler ist mit 38 der älteste der jungen Hoffnungsträger, er gilt als besonders beliebt in der Partei. Wurde er jüngst gefragt, ob er sich vorstellen könne, Nachfolger von Westerwelle zu werden, scherzte Rösler: „Es gibt keine Umfrage, bei der ich nicht an letzter Stelle stehe, außer ich glaube zwei, und da steht der Bundesaußenminister an letzter Stelle.“ Tatsächlich galt das Amt des Gesundheitsministers wegen möglicher unbeliebter Entscheidungen als Manko für die Rolle des Parteichefs.
Daher kursierten Spekulationen, wonach Rösler das Amt des Wirtschaftsministers für sich beanspruchen könnte — Minister Rainer Brüderle (FDP) würde dann abtreten. Daniel Bahr, derzeit Gesundheitsstaatssekretär, könnte wiederum auf Rösler folgen Rösler und Lindner jedenfalls wollen offenbar eine Kampfkandidatur um den FDP-Vorsitz vermeiden — sie streben angeblich eine Tandem-Lösung an. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (59/FDP) wird eine Kandidatur zugetraut, wenn sich die Jungen nicht einigen können.
Rösler ist als Präsidiumsmitglied und Landesvorsitzender in Niedersachsen seit fünf Jahren am FDP-Kurs beteiligt. Geboren in Vietnam, wurde er als Flüchtlingskind von einem deutschen Ehepaar adoptiert.
Nach der Trennung der Eltern blieb Rösler bei seinem Vater, einem Bundeswehroffizier. Rösler diente in der Bundeswehr, die er als Stabsarzt verließ. 2002 heiratete er seine Frau Wiebke. Seine Zwillinge, die mit der Mutter in Hannover leben, vermisst er. Rösler, der viel Zeit in Berlin verbringt, plaudert und schwärmt oft von ihnen. In Auftritten vor Ärzten bringt Rösler mit Erzählungen aus seiner Arztzeit die Lacher auf seine Seite.
Politisch will er eine FDP jenseits von reinem Steuersenkungs- und Wirtschaftsprofil. Ethische Fragen liegen dem Katholiken. „Mit 45 Jahren ist Schluss“, hatte Rösler aber vor seinem steilen Aufstieg beteuert.