Rösler gewinnt FDP-Machtkampf - Brüderle kneift

Berlin (dpa) - Nach monatelangem Führungsstreit zieht die FDP mit einer Doppelspitze in die Bundestagswahl: Vizekanzler Philipp Rösler bleibt Parteivorsitzender, Spitzenkandidat für die Wahl im September wird jedoch Fraktionschef Rainer Brüderle.

Auf diese Arbeitsteilung einigte sich die FDP-Führung am Montag in Berlin. Das Angebot, auch den Parteivorsitz zu übernehmen, schlug Brüderle aus. Die Lösung muss nun noch von einem Parteitag abgesegnet werden, der im März stattfinden wird.

Damit gelang es Rösler, trotz massiver Kritik in den eigenen Reihen, den FDP-Vorsitz zu verteidigen. Ausschlaggebend dafür war, dass die Partei in Niedersachsen mit 9,9 Prozent klar wieder in den Landtag kam. Andernfalls war allgemein ein Putsch erwartet worden. Im Präsidium erklärte der 39-jährige nach dpa-Informationen nun überraschend: „Ich bin bereit, zur Seite zu treten, wenn Rainer Brüderle auch Bundesvorsitzender werden will.“ Der 67 Jahre alte Brüderle verzichtete jedoch mit den Worten, er strebe nicht nach diesem Amt.

In einem Vier-Augen-Gespräch beschlossen die beiden dann die Doppelspitze. Von der FDP-Führung wurde die Arbeitsteilung anschließend einstimmig gutgeheißen. Nach Parteiangaben gab es in Präsidium und Vorstand weder Enthaltungen noch Gegenstimmen. Hinter vorgehaltener Hand gab es jedoch auch Kritik. „Brüderle hat gekniffen“, meinte ein Mitglied der erweiterten FDP-Führung. Rösler führt die FDP seit 2011. Damals hatte er Brüderle auch als Wirtschaftsminister beerbt.

Nach der Entscheidung gingen die beiden FDP-Rivalen auch gemeinsam vor die Presse. Rösler sagte: „Jedem ist klar: Rainer Brüderle und ich sind unterschiedlich. Wir ergänzen uns.“ Im Wahlkampf werde Brüderle „unser Kopf und Gesicht“ sein. Zugleich stellte er klar: „Ich werde als Parteivorsitzender das gesamte Team führen.“ Rösler will nun auf dem vorgezogenen Bundesparteitag - vermutlich am 9./10. März - wieder als FDP-Chef kandidieren.

Brüderle hatte noch am Freitag in einem Interview Rösler attackiert und einen vorgezogenen Parteitag verlangt. Das war als Kampfansage verstanden worden. Jetzt sagte er, ihm sei es um eine schnelle Entscheidung gegangen. „Es war nicht meine Absicht, Parteivorsitzender zu werden. Sie kriegen zwischen uns beide keinen Keil. Wir wissen klar, was wir wollen.“ In der Politik gelte wie im Fußball: „Der Kapitän hat die Binde. Und der Kapitän ist der Parteivorsitzende. Die Sturmspitze ist der Spitzenmann, der vorne die Tore schießen soll. Und das bin ich.“

Kanzlerin Angela Merkel erwartet von der neuen Arbeitsteilung keine größeren Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der schwarz-gelben Koalition. „Wir werden so vertrauensvoll wie immer miteinander zusammenarbeiten“, sagte die CDU-Vorsitzende. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles reagierte hingegen mit den Worten: „Cäsar und Brutus regieren jetzt gemeinsam.“