Seehofer will Guttenberg in die Politik zurückholen
München (dpa) - Wenn es nach Bayerns Regierungschef Horst Seehofer (CSU) geht, soll Karl-Theodor zu Guttenberg schon bald wieder in der Politik mitmischen - möglicherweise sogar als Minister.
„Ich werde mich im Jahre 2012 sehr darum bemühen, dass wir zu gegebener Zeit den Karl-Theodor wieder auch für eine aktive Rolle in der CSU gewinnen“, sagte Seehofer am Freitag dem Radiosender Bayern 2. Der frühere Verteidigungsminister sei ein sehr fähiger Politiker.
Im Gespräch mit der Sonntagszeitung „Bild am Sonntag“ formulierte der CSU-Vorsitzende Bedingungen: „Wenn Karl-Theodor zu Guttenberg zur Teamarbeit bereit ist, dann kann er auch eine herausgehobene Funktion anstreben.“ Eine Position als Minister sei durchaus denkbar: „Im Team wäre Guttenberg immer in der ersten Reihe.“
Seehofer kündigte an, er werde sich im kommenden Jahr um persönliche Gespräche mit Guttenberg bemühen. Das müsse zur richtigen Zeit geschehen und dürfe nicht über öffentliche Kanäle passieren. „Ich glaube, es wird auch gelingen, ihn wiederzugewinnen“, zeigte sich der Ministerpräsident zuversichtlich.
Im Interview mit Bayern 2 ging Seehofer zudem auf die Kritik Guttenbergs an seiner Partei ein. Guttenbergs Wortmeldungen in diesem Jahr seien nicht sehr hilfreich gewesen, auch nicht für die CSU. „Trotzdem darf man hier nicht nachtreten.“ Guttenberg hatte der Union in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ unter anderem den Status als Volkspartei abgesprochen und von einer „Verhöhnung früherer Träume“ gesprochen.
Guttenberg war bis zu seinem Rücktritt Anfang März direkt gewählter Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises, der sich über die fränkischen Landkreise Bamberg, Kulmbach und Lichtenfels erstreckt und als sichere CSU-Bastion gilt. Der CSU-Politiker hatte alle politischen Ämter aufgegeben, nachdem ihm nachgewiesen worden war, dass er zahlreiche Passagen seiner Doktorarbeit bei anderen Autoren abgeschrieben hatte.
Der 40-Jährige ist inzwischen mit seiner Familie in die USA umgezogen, hat sich aber in den vergangenen Wochen wieder mehrfach zu Wort gemeldet, unter anderem mit einer Buch-Veröffentlichung. Einen ersten Schritt zurück auf die politische Bühne machte er bereits Mitte Dezember. Seitdem arbeitet Guttenberg für die EU-Kommission in Brüssel als Experte für Internetfreiheit.