Steinbrück ist Spitzenverdiener
Rund 600 000 Euro hat der Ex-Minister als Redner und Autor verdient — mindestens.
Berlin. Keiner der 619 Kollegen kann mit Peer Steinbrück richtig mithalten. Unternehmen reißen sich weiter um den wortgewandten SPD-Bundestagsabgeordneten und bezahlen für seine Auftritte geradezu fürstlich. Schon auf 75 solcher Vortragsauftritte kam Steinbrück bislang während seiner ersten Wahlperiode im Bundestag. Deutsche Bank, Citigroup oder Investmenthaus J.P. Morgan, das sind nur einige der Adressen, bei denen der frühere Finanzminister 2011 vor einem ausgewählten Zirkel gesprochen hat.
Doch trotz penibler vorschriftsmäßiger Auflistung bleibt zum Teil unklar, wie viel Geld Steinbrück genau seit seinem Abschied aus dem Kabinett verdient hat. Grund dafür sind weiter lückenhafte Transparenzregeln, mit denen mögliche Interessenkonflikte von Politikern eigentlich aufgedeckt werden sollen.
Generell müssen Parlamentarier alle Nebentätigkeiten offen legen, die mehr als 1000 Euro im Monat oder 10 000 Euro pro Jahr einbringen. Sie werden dann in drei Gruppen unterteilt: Stufe eins erfasst einmalige oder regelmäßige Einkünfte von 1000 bis 3500 Euro. Stufe zwei reicht bis 7000 Euro. Stufe drei gibt pauschal Einnahmen über 7000 Euro an, die allerdings auch viel höher liegen können.
Nach den geltenden Regeln erhielt Steinbrück zwischen Herbst 2009 bis Februar 2012 insgesamt mindestens 600 000 Euro (vor Steuern) für Reden, Buchveröffentlichungen und anderes. Diese Einnahmen könnten nach Schätzung von Experten aber auch gut doppelt so hoch oder noch höher liegen, da an Steinbrücks „Preiskategorie“ als gefragter Redner derzeit kaum jemand herankommt.
Das gilt selbst für Norbert Lammert. Der eloquente Bundestagspräsident und Christdemokrat weist in der Liste für 2011 einen gebührenpflichtigen Vortrag für 3500 bis 7000 Euro bei einer Bank in Münster aus. Deutlich weniger als Steinbrück verdienen weitere Parlamentarier: Christian Lindner bezog sein monatliches Gehalt als FDP-Generalsekretär in Stufe zwei. Dazu kamen drei Vorträge. Auch Peter Hintze (Wuppertal) und Hermann Gröhe (Neuss) beschränkten sich mit wenigen Ausnahmen auf ihre Saläre als Staats- beziehungsweise CDU-Generalsekretär.