Steinbrück lotet Chancen auf Kanzler-Kandidatur aus

Ex-Finanzminister trifft sich mit der Parteilinken Nahles.

Berlin. „Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist.“ Diese Worte des Arbeiterführers Ferdinand Lassalle (1825-1864) sind für Peer Steinbrück eine Art Leitschnur seines politischen Handelns. Sie stehen über dem Vorwort seines Buchs „Unterm Strich“.

So spricht der frühere Bundesfinanzminister (2005-2009) in der sich massiv verschärfenden Griechenland-Krise Klartext und ist einer der gefragtesten SPD-Politiker. Anders als sein Nachfolger Wolfgang Schäuble (CDU) sieht er nur in einem Schuldenerlass für Athen eine Lösung, statt immer neue Milliarden-Kredite nachzuschießen.

Es ist schon ungewöhnlich, dass ein Abgeordneter aus der zweiten Reihe derzeit laut ZDF-„Politbarometer“ der beliebteste deutsche Politiker ist. Läuft er sich nebenher warm für eine mögliche Kanzlerkandidatur?

Neue Nahrung bekommen diese Gedankenspiele durch ein Treffen, über das „Bild am Sonntag“ berichtet. Steinbrück habe im Gespräch mit SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles ausgelotet, wie die Linken zu einer Kandidatur von ihm stünde. Das Gespräch sei harmonisch verlaufen.

Doch die Entscheidung steht noch lange nicht an, wie Parteichef Sigmar Gabriel nun sagte. Das werde frühestens im Herbst kommenden Jahres entschieden. Zunächst müsste sich die Partei programmatisch neu aufstellen, sagte er. Wer antreten könnte — er selbst, Frank-Walter Steinmeier oder Steinbrück — ließ er offen. „Mir ist der Kanzlerkandidat egal. Ich will, dass die SPD den Kanzler stellt.“ dpa/Red