Organspende: Jeder muss sich entscheiden

Für die Pflicht zu einem klaren Ja oder Nein zeichnet sich nun eine Mehrheit ab. Bis Ende des Jahres soll das Gesetz in Kraft sein.

Berlin. In Deutschland fehlen tausende Spenderorgane. Passiert ist jedoch jahrelang nichts. Das soll sich nun ändern. Noch in diesem Jahr werde im Bundestag ein neues Transplantationsgesetz beschlossen, zeigt sich Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zuversichtlich. Auch andere Politiker sind optimistisch. Zur Debatte stehen eine Entscheidungs- oder Widerspruchslösung.

Jährlich warten mehr als 12.000 Menschen in Deutschland auf ein Organ — etwa ein Viertel von ihnen geht allerdings leer aus. Es ist ein Kampf gegen die Zeit, denn für viele kommt Hilfe zu spät. Jedes Jahr sterben bundesweit etwa 1000 Patienten während der Wartezeit.

Experten und Politiker machen die geltende Zustimmungsregelung für die Misere verantwortlich. Danach muss jeder, der Organe spenden will, das schon zu Lebzeiten per Spenderausweis dokumentieren. Anderenfalls entscheiden die Verwandten. Die lehnen jedoch oft im Moment der Todesnachricht eine Spende ab.

Nach Angaben des Deutschen Instituts für Organtransplantation haben nur 17 Prozent der Bürger einen Ausweis, obwohl etwa 70 Prozent einer Organentnahme zustimmen würden. Das führe dazu, dass infrage kommende Spenden oft nicht wahrgenommen würden. Viele haben Angst, dass sich Ärzte im Zweifelsfall nicht für den Patienten, sondern für dessen Organe entscheiden. Diese Sorgen halten sich trotz jahrelanger Aufklärungskampagnen. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach glaubt, dass diese allein sowieso nur wenig Wirkung zeigen. Auch Kauder betont: „Nun muss die Politik handeln — und wir tun dies.“

Beide Politiker befürworten die Entscheidungslösung: Dabei wird jeder Bürger mindestens einmal in seinem Leben nach einer späteren Organspende gefragt. Auch FDP und Grüne signalisieren Zustimmung. Zu den Unterstützern zählt auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Er spendete seiner Frau 2010 eine Niere und lenkte so die Aufmerksamkeit auf das Thema.

Zwar gibt es auch viele Befürworter der Widerspruchslösung, bei der jeder als Spender gilt, solange er nicht widerspricht. Diese Lösung schüre jedoch die Ängste in der Bevölkerung unnötig, glaubt Lauterbach.