UN-Klimakonferenz in Cancún eröffnet

Cancún (dpa) - Im mexikanischen Cancún hat die zwölftägige UN-Klimakonferenz begonnen, die nach dem enttäuschenden Gipfel von Kopenhagen Lösungen gegen die Erderwärmung finden soll. Im Beisein von Mexikos Präsident Felipe Calderón wurde am Montag die Konferenz mit 194 Teilnehmerstaaten eröffnet.

Deutschland und die Europäische Union forderten Bewegung von allen Staaten, um dem Ziel eines globalen Klimaabkommens näher zu kommen.

Als höchstrangiger deutscher Vertreter reist Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) in der zweiten Gipfelwoche nach Cancún. Röttgen sagte in Berlin, nötig sei ein „ausbalanciertes Paket von Entscheidungen“. Nach dem enttäuschenden Ergebnis vor einem Jahr in Kopenhagen gelte es nun, dass „sich alle bewegen“, so Röttgen am Montag in Berlin.

Er sei überwiegend optimistisch. Teilerfolge bei der bis zum 10. Dezember dauernden Konferenz seien möglich, etwa beim Waldschutz oder bei Klimahilfen für Entwicklungsländer. Ein Nachfolgeabkommen für das 2012 auslaufende verbindliche Kyoto-Protokoll erwartet Röttgen frühestens in einem Jahr beim nächsten UN-Klimagipfel in Südafrika.

Falls in Cancún nicht konkrete Fortschritte gelingen, könnten einige Teilnehmer die Geduld verlieren, sagte EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard in Brüssel. „Die EU ist bereit, in Cancún einen ehrgeizigen globalen Klimaschutzrahmen zu vereinbaren“, sagte die Dänin. Die Europäer beharren vor dem Gipfel auf ihren Klimazielen. Demnach müssen andere Länder mitziehen, bevor die EU ihre Zusage, den Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent zu senken, auf die Marke von 30 Prozent nach oben schraubt.

Die freiwilligen Vereinbarungen von Kopenhagen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen hätten sich als besser herausgestellt, als er zunächst gedacht habe, sagte Röttgen. Nun gelte es, diese weiter festzuklopfen. Diese Vereinbarung allein werde aber nicht reichen, um die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen.

Dafür müssten auch China und die USA ins Boot geholt werden, die 40 Prozent der weltweiten Emissionen verursachen. China unternehme auf nationaler Ebene beachtliche Anstrengungen, sagte Röttgen. Aber das Land sei „relativ zurückhaltend“, internationale Verpflichtungen einzugehen. Röttgen betonte, trotz der mühseligen Kompromisssuche habe man beim Kampf gegen den Klimawandel nur eine Chance, wenn alle mitmachen. „Wir sind eben eine Welt mit gemeinsamen Problemen.“

China dürfte in Cancún zum besonders umworbenen Partner werden, während die USA seit der Niederlage für US-Präsident Barack Obama bei den Kongresswahlen als gelähmt gelten. China installierte 2009 mehr Windenergieanlagen als die EU oder die USA. „Die USA sind auf mehrere Jahre blockiert und deswegen muss man im Grunde jetzt auch ohne sie weiterverhandeln“, sagt der Klimaexperte von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, der dpa. China wisse, dass es auch aus Eigeninteresse mehr Klimaschutz betreiben müsse. „Denn das Land ist gebeutelt von Überschwemmungen, fast jedes Jahr gibt es mittlerweile Dürren.“

Der britische Klimaökonom und Autor des bekannten Reports zu den Folgen des Klimawandels, Nicholas Stern, sagte dem Energieportal „energlobe.de“: „Sehr genau schaut China auf das, was in Europa beim Klimaschutz geschieht, und da hat Deutschland als führendes Land in Europa eine tragende Rolle“. Ein „green race“, ein grüner Wettlauf, habe begonnen. „Je mehr Wettbewerb zwischen Europa, China und den USA existiert - desto besser ist das für den Klimaschutz.“

Bei einer parallel zum Start in Cancún stattfindenden Konferenz in Bonn wurde darauf hingewiesen, dass die Wetterextreme immer mehr Menschen gefährdeten. Seit 1990 seien in Europa 112 000 Todesfälle aufgrund von Naturkatastrophen und den Folgen des Klimawandels gemeldet worden, sagte dort am Montag Srdan Matic vom Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO).