Wulff: Deutschland und Israel müssen zusammenrücken
Jerusalem (dpa) - Deutschland und Israel müssen nach den Worten von Bundespräsident Christian Wulff noch enger zusammenrücken.
Beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem bekannte sich das Staatsoberhaupt am Sonntag zum Existenzrecht Israels, für dessen Sicherung sich Deutschland dauerhaft einsetzen werde. Zusammen mit seiner 17-Jährigen Tochter Annalena und zwei weiteren deutschen Jugendlichen legte er einen Kranz in der „Halle der Erinnerung“ nieder. An der feierlichen Zeremonie nahm auch der 87-Jährige israelische Staatspräsident Schimon Peres teil. Dies wurde von deutscher Seite als besondere Geste der Anerkennung gewertet.
Wulff und Peres sprachen sich für eine Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt mit den Palästinensern aus. Wulff ermunterte die Israelis, im Streit um die Siedlungspolitik auf die Palästinenser zuzugehen. Die unterbrochenen Friedensgespräche müssten rasch wieder aufgenommen werden.
Aus den Gesprächen mit der israelischen Führung nahm Wulff die Aufforderung an Deutschland und die EU mit, eine stärkere Rolle im Nahen Osten zu spielen. Wulff befürwortete auch eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran, sollten der bisherige internationale Druck gegen die Atombewaffnung des Landes erfolglos bleiben. „Das, was dort passiert, kann die Welt nicht tatenlos hinnehmen.“
In das Besucherbuch von Jad Vaschem schrieb Wulff: „Die unfassbaren Verbrechen der Schoah sind Deutschland und den Deutschen eine dauernde Verpflichtung, für das Existenzrecht Israels einzutreten.“ Zusammen mit seiner Tochter besuchte Wulff auch die Denkmal-Halle für die 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder, die besonders eindringlich die Schreckenstaten der NS-Zeit dokumentiert.
„Ich wollte ein Signal gegenüber den israelischen Gastgebern setzen, dass Deutschland sich sehr wohl der Tatsache bewusst ist, dass man Geschichte von Generation zu Generation weiterzugeben hat“, sagte Wulff zu seiner ungewöhnlichen Reisebegleitung. Peres erinnerte daran, dass Wulff als erster deutscher Präsident in der Nachkriegszeit geboren wurde.
Er sagte: „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, unsere Kinder zu erziehen, dass sie die Vergangenheit verstehen und Verantwortung für die Zukunft übernehmen.“ Wulff legte als erster Bundespräsident auch einen Kranz am Grab von Theodor Herzl nieder, der als Begründer der zionistischen Bewegung gilt.
Beide Präsidenten gingen auf den festgefahrenen Nahost-Friedensprozess ein. Wulff sprach sich für einen gerechten Frieden aus, bei dem Palästinenser und Israelis in anerkannten Grenzen leben können. Dazu gehöre auch ein konstruktives Engagement Israels im Streit mit den Palästinensern über die Besiedlung besetzter Gebiete.
Peres sprach sich ebenfalls für einen Frieden mit den Palästinensern auf der Grundlage einer Zweistaatenlösung aus und dankte Deutschland für die Unterstützung. „Das, was uns wirklich fehlt, ist Frieden“, sagte er.
Wulff sprach auch mit dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman. Am Montag wird er unter anderem mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammentreffen. Zum Abschluss der Reise trifft Wulff am Dienstag den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas.