Wulff-Affäre: Ermittler werten Handy- und Computerdaten aus
Staatsanwaltschaft interessiert sich vor allem für digitale Spuren.
Berlin. In der Debatte um den Ehrensold für Ex-Bundespräsident Christian Wulff dringen Politiker aus Regierung und Opposition auf eine Reform der Ruhestandsbezüge. Der Bund der Steuerzahler forderte von Wulff eine Erklärung in aller Öffentlichkeit, ob er den Ehrensold annehmen wird. „Die Menschen erwarten eine Erklärung. Sie sind empört“, sagte Geschäftsführer Reiner Holznagel. Sein Verband habe hunderte E-Mails dazu erhalten.
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sprach sich dafür aus, künftig ein abgesenktes Ruhestandsgehalt zu zahlen. Ähnliche Stimmen kamen aus der SPD. Der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Barthle, plädierte dafür, Wulff den Ehrensold selbst im Fall einer Verurteilung zu zahlen. „Oder wollen Sie eine Debatte führen, dass jeder straffällig gewordene Deutsche keine Rente mehr erhalten soll?“, fragte er in der „Welt am Sonntag“.
Die Staatsanwaltschaft Hannover interessiert sich derweil vor allem für Wulffs Handy- und Computerdaten. Bei der Durchsuchung seines Hauses seien davon Kopien erstellt worden, sagte ein Behördensprecher. Erste Ergebnisse seien in sechs Monaten zu erwarten. Auch Büroräume und die Wohnung des mit Wulff befreundeten Filmproduzenten David Groenewold waren durchsucht worden. Er steht im Verdacht, Wulff einen Hotelaufenthalt bezahlt zu haben. Wulff behauptete, das Geld erstattet zu haben.
Auch die ehemalige Frau Wulffs ist in den Fokus der Ermittler gerückt. Geprüft wird die strafrechtliche Relevanz der Beschäftigung von Wulffs Ex-Frau Christiane beim Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers (PwC).
Nach der Scheidung wurde Christiane Wulff 2008 bei einer Osnabrücker Rechtsanwaltskanzlei angestellt, ohne dass sie für diese tätig wurde. Stattdessen habe sie für PwC gearbeitet. Diese Konstruktion begründete PwC-Chef Norbert Winkeljohann in der „Welt am Sonntag“ damit, dass die Anstellung keine mediale Aufmerksamkeit erregen sollte.
Er hatte die Anstellung der Juristin dem Bericht zufolge eingefädelt, nachdem diese bei ihrer Jobsuche an ihn herangetreten war. Es habe sich laut Winkeljohann aber nicht um ein Scheinarbeitsverhältnis gehandelt. dpa