Wulff in Bedrängnis: Zweifel an seinen Aussagen
Das Darlehen soll doch von Unternehmer Geerkens selbst gewährt worden sein. Der Präsident wehrt sich.
Berlin. Nur einen Tag nach dem „Bedauern“ von Bundespräsident Christian Wulff über unvollständige Angaben zu seinem Privatkredit sind neue Fragen in dem Fall aufgetaucht. Wie der „Spiegel“ berichtet, lassen Äußerungen des mit Wulff befreundeten Unternehmers Egon Geerkens den Schluss zu, dass das Geld für das Darlehen über 500 000 Euro faktisch von Geerkens selbst gekommen sei.
Wulff hatte erklärt, Geerkens Ehefrau Edith sei die Kreditgeberin gewesen. Der Unternehmer habe hingegen angegeben, dass er selbst mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten verhandelt und auch überlegt habe, „wie das Geschäft abgewickelt werden könnte“, so der „Spiegel“. Das Darlehen sei über ein Konto seiner Frau gezahlt worden, für das er eine Vollmacht habe, erkläre Geerkens demnach.
Für den Kredit sei ein anonymer Bundesbankscheck an Wulff übermittelt worden. „Wir sind beide sehr bekannt in Osnabrück. Und ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt“, zitiert der „Spiegel“ Geerkens.
Wulff reagierte prompt — über seine Anwälte. „Die Sparkasse Osnabrück hat bestätigt, dass der Scheck der Deutschen Bundesbank, der dem beurkundenden Notar zur Verfügung gestellt wurde, aus dem Konto von Frau Edith Geerkens gedeckt wurde“, hieß es in der Erklärung des Bonner Anwaltsbüros Redeker Sellner Dahs. „Dazu liegt uns eine Bestätigung der Sparkasse Osnabrück vor. Der Vertrag über das Privatdarlehen wurde mit Frau Edith Geerkens geschlossen.“
Wulff war vorgeworfen worden, dass er noch als niedersächsischer Ministerpräsident 2010 im Landtag den Kredit der Unternehmergattin Edith Geerkens über 500 000 Euro nicht erwähnte, obwohl er nach seinen Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens gefragt worden war.