Irak: Maschinengewehr-Salven und zynische Wortwechsel

Bordkamera des Hubschraubers zeigt den Angriff von 2007 und bringt die USA in Erklärungsnot.

Washington. Es sind Bilder voller Gewalt - und zugleich Belege eines folgenschweren Fehlurteils: Fast drei Jahre nach einem tödlichen Angriff eines US-Kampfhubschraubers auf Zivilisten und zwei irakische Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters sorgt ein im Internet aufgetauchtes Video der Attacke für Aufsehen.

Die vom Webportal Wikileaks veröffentlichten Aufnahme der Bordkamera zeigen, wie der Apache-Helikopter immer wieder auf Menschen am Boden feuert. Das US-Militär hatte damals behauptet, der Hubschrauber sei angegriffen worden, die Crew hätte sich verteidigen müssen. Das Video wollte es zurückhalten.

Die beiden Reuters-Mitarbeiter wurden offenbar wegen der mit langen Objektiven versehenen Kameras um ihre Schultern von der Besatzung als Aufständische mit Kalaschnikows gehalten. Der erst 22 Jahre alte Fotograf Namir Nur-Eldeen und sein 40 Jahre alter Assistent und Fahrer Said Chmagh sind zu sehen, wie sie zunächst in aller Ruhe in Begleitung anderer eine Straße entlang gehen - und dann in das Visier des Kampfhubschraubers geraten.

Nach den ersten Salven versuchen die Männer panisch Schutz zu finden - das schwere Maschinengewehr des Helikopters wirbelt am Boden dicke Staubschwaden auf, Steinbrocken fliegen umher. Fahrer Said Chmagh will sich noch schwer verletzt davon schleppen. Als ein Kleinbus heranrast und den 40-Jährigen bergen will, eröffnet die Apache-Besatzung abermals das Feuer - der Bus wird von den Geschosseinschlägen hin und hergeschleudert. Anscheinend starb Chmagh erst nach diesem weiteren Angriff. Sein junger Kollege ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot.

Auf dem Video festgehalten sind auch die teils menschenverachtenden Dialoge zwischen Cockpit und Kommando. "Hahaha - ich hab sie getroffen!", lacht einer der Piloten nach dem Beschuss aus der 30-Millimeter-Bordkanone. "Da liegen jetzt ein Haufen Leichen herum, ein Typ kriecht noch umher", sagt ein weiteres Crewmitglied. Andere Soldaten an Bord rufen: "Wir schießen noch ein paar mehr" oder "Kommt schon, lasst uns schießen."

Die Authentizität der Bilder soll inzwischen von offizieller Stelle in Washington bestätigt worden sein. Eine Untersuchung der Attacke habe ergeben, dass "den beteiligten US-Soldaten die Anwesenheit von Reportern nicht klar war und dass alle verfügbaren Hinweise darauf schließen ließen, dass der Angriff Aufständischen galt und nicht Zivilisten", zitiert der US-Fernsehsender CNN eine Stellungnahme der US-Streitkräfte. Das Militär habe niemals versucht, etwas zu vertuschen.