Weltklimagipfel Irgendwo ist immer Wahl - Warum der Klimaschutz nicht vorankommt

Meinung · Die Politik tut nicht genug für den Klimaschutz. Denn irgendwo ist immer Wahl. Doch das können wir uns nicht mehr leisten.

Der Klimaschutz kommt nicht vorwärts. Das hat politische Gründe.

Foto: AFP/ANDY BUCHANAN

Gute Nachricht für den Regenwald. Er soll verschont werden. Nein, nicht ab sofort. Sondern ab 2030, in gut acht Jahren also. Bis dahin verschwindet weiter jeden Tag Hektar um Hektar Baumbestand. Das ist schlecht fürs Klima, aber es ist gut beispielsweise für Brasiliens rechten Machthaber Jair Messias Bolsonaro. Und das beschreibt auch schon das Hauptproblem von Veranstaltungen wie dem Weltklimagipfel jetzt in Glasgow. Im Grunde weiß jeder, was gemacht werden muss, um die Durchschnittstemperatur auf dem Globus halbwegs in Schach zu halten. Aber wenn es ums Handeln geht, folgen den großen Worten zu selten große Taten. Es ist wie bei Hühnern, die gackern, um dann doch kein Ei zu legen. Denn den Wald nicht zu roden, den Ausstoß von Kohlendioxid teurer zu machen, seltener zu fliegen, weniger Fleisch zu essen, überhaupt weniger zu konsumieren, bedeutet Verzicht. Das ist die nackte Wahrheit hinter all den vollmundigen Ankündigungen davon, dass es jetzt aber höchste Zeit werde, etwas für die Umwelt zu tun. Sie tun es nicht oder nicht genug. Denn irgendwo ist immer Wahl.

So war das übrigens auch schon 1979, als in Genf die erste Weltklimakonferenz abgehalten wurde. Gut vier Jahrzehnte später ist bei weitem nicht nichts geschehen, aber es ist offenkundig deutlich zu wenig. Warum? Weil der Mut fehlt, den Menschen etwas zuzumuten. Dem Klimaschutz ist nur noch damit zu dienen, dass Ausgleich geschaffen wird. Nicht zuletzt die Verteilung von Wohlstand entscheidet darüber, dass in Brasilien Arbeiter für wenig Geld viele Bäume fällen und in Europa wenige Leute für viel Geld Möbel aus Tropenholz kaufen. So banal ist das.

Deshalb ist die im Werden befindliche Ampelregierung aufgefordert, all ihren Mut zusammenzunehmen. Selbstverständlich kann Deutschland das Weltklima nicht allein retten. Aber es kann zeigen, dass Klimaschutz gesellschaftsverträglich organisierbar ist. Damit kann es Vorbild sein, Vorreiter und mit Hilfe deutscher Ingenieurskunst sehr wahrscheinlich sogar auch wirtschaftlich ein Nutznießer des Klimaschutzes.