Kampfdrohnen: Sensemann oder Schutzengel?
Der Einsatz dieser Waffe ist heftig umstritten. Die Bundeswehr will die unbemannten Flugzeuge unbedingt haben.
Berlin. Sie sind acht und elf Meter lang, bis zu 370 Stundenkilometer schnell und haben martialische Namen: „Raubtier“ („Predator“) und „Sensenmann“ („Reaper“) heißen die unbemannten Flugzeuge, die US-Militärs und Geheimdienstagenten für eine Wunderwaffe für den Krieg gegen den Terrorismus halten. Die Hightech-Jets sind mit Sensoren und Radargeräten für Aufklärungszwecke ausgestattet. Aber sie können auch scharf schießen — mit lasergelenkten Waffen.
Weltweit berüchtigt sind die Drohnen wegen der Einsätze in Pakistan, die von der US-Regierung zwar weitgehend totgeschwiegen werden, aber trotzdem selbst in der Kriege gewöhnten amerikanischen Öffentlichkeit nicht unumstritten sind.
Jetzt plant auch die Bundeswehr, Kampfdrohnen anzuschaffen. Die Entscheidung ist noch nicht endgültig gefallen. Aber eins steht fest: Militärisch hält die Bundesregierung die Hightech-Waffen für sinnvoll. Vor allem zum Schutz der eigenen Soldaten „bei plötzlich auftretenden gravierenden Lageänderungen“ seien sie unbedingt erforderlich, erklärte die Regierung in einer am Freitag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.
Taugt der „Sensenmann“ wirklich als eine Art Schutzengel für die eigenen Truppen? Luftwaffen-Offiziere meinen, dass die Präzisionswaffen der Drohnen bei tödlichen Gefechten der Bundeswehr in Afghanistan hilfreich gewesen wären. Den Soldaten sei schwer zu vermitteln, wenn eine Drohne zwar zum Ausspähen des Feindes über einem Schlachtfeld kreisen würde, selbst aber nicht eingreifen könne. Zudem loben Militärs die Zielgenauigkeit der unbemannten Flugzeuge, die eine Tötung von Zivilisten unwahrscheinlicher mache als beim Einsatz herkömmlicher Kampfjets.
In Pakistan sollen nach unabhängigen Recherchen trotzdem Hunderte von Zivilisten getötet worden sein. Das Büro für Investigativen Journalismus in London verfolgt die Einsätze der US-Drohnen seit 2004. 362 solcher Luftschläge hat die Organisation seit 2004 registriert — Tendenz nach dem Amtsantritt von US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama Anfang 2009 steigend. Insgesamt sollen nach Zählung des Büros zwischen 2600 und 3500 Menschen getötet worden sein.
Die Kritiker wenden sich aber vor allem wegen moralischer Einwände gegen die Drohnen. Sie fühlen sich bei den Einsätzen ferngesteuerter Kampfjets an Computerspiele erinnert. Da keine eigenen Soldaten gefährdet würden, sinke die Schwelle zum Töten. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin spricht von „einer weiteren Entgrenzung militärischer Gewalt“. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) weist ethische Bedenken dagegen zurück. „Unbemannte Waffensysteme gibt es schon lange“, sagt er. „Im Grunde ist jeder moderne Torpedo und jede gelenkte Rakete ein unbemanntes Waffensystem.“