Düsseldorf. Vor wenigen Wochen stand Mahmud Abbas am Rande der UN-Generalversammlung beim Fototermin mit US-Präsident Barack Obama und Israels Premier Benjamin Netanjahu noch im Mittelpunkt der internationalen Politik.
Er hätte allerdings schon wissen müssen, dass er nur als Staffage diente in einer substanzlosen Inszenierung. Inzwischen droht der Palästinenser-Präsident im eigenen Volk die letzte Unterstützung zu verlieren.
Verantwortlich dafür sind zum einen die erfolgreichen Verhandlungen der mit Abbas rivalisierenden Hamas mit Israel über einen Austausch des in Gaza festgehaltenen Soldaten Gilad Schalit, zum anderen die Entscheidung von Abbas, den Goldstone-Bericht über Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg nicht an die UN zu überweisen.
Während Abbas ohne Ergebnisse durch die halbe Welt reist, erreichten Israel und die Hamas unter deutscher Vermittlung erste Fortschritte über die Freilassung des israelischen Soldaten.
Israel entließ 19 palästinesische Frauen aus der Haft. In einem zweiten Schritt sollen weitere 500 bis 1000 Gefangene gegen Schalit ausgetauscht und die Blockade des Gazastreifens dann schrittweise gelockert werden.
In Ramallah versuchte Abbas, den Empfang der Freigelassenen als Erfolg zu feiern. Der Empfang geriet zur Demonstration der Machtlosigkeit: Abbas ließ seine bewaffneten Banden die wenigen trotz Verbot gezeigten Hamas-Fahnen herunterreißen.
Als wenige Tage später Abbas dafür sorgte, dass im UN-Menschenrechtsrat die Abstimmung über den Goldstone-Bericht über Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg verschoben wurde, brach ein Proteststurm los.
Israelische Zeitungsberichte heizten die Stimmung weiter auf. Darin wird behauptet, Abbas sei mit der Drohung unter Druck gesetzt worden, Israel werde Tonbandaufnahmen veröffentlichen, auf denen Abbas die Israelis drängte, den Gaza-Krieg bis zur Vernichtung der Hamas fortzuführen.
Die im nächsten Jahr angestrebten Wahlen werden sich mit Abbas an der Spitze wohl kaum für die Fatah gewinnen lassen. Deshalb kommt jetzt der in Israel inhaftierte Fatah-Führer Marwan Barguti immer häufiger als Abbas-Nachfolger ins Gespräch.
Barguti allerdings, eine kleine Ironie der Geschichte, steht ausgerechnet an der Spitze der Gefangenenliste, die die Hamas Israel übergeben hat.