Berlin/Saarbrücken. Wenn Du glaubst, es geht nicht mehr, kommt zusätzlich auch noch "Jamaika" daher. So in etwa könnte man die desolate Situation der SPD beschreiben. Die Entscheidung der Saar-Grünen, mit CDU und FDP eine Koalition zu bilden, ist ein weiterer schwerer Schlag für die Sozialdemokraten.
Dabei geht es gar nicht so sehr um die Frage, wer das kleine Saarland regiert. Vielmehr geht es um die strategischen Optionen, die sich daraus ergeben, oder besser: nicht ergeben.
Wenn die SPD auf absehbare Zeit in den Ländern und auch 2013 im Bund an die Macht kommen will, dann braucht sie - wenn sie nicht selbst deutlich zulegt - zwei Partner. Seit der Bundestagswahl ist hier vor allem die Linkspartei in den Fokus gerückt.
Trotz des Rückschlages in Thüringen glauben viele in der SPD, dass sie sich gegenüber der Linken öffnen müssen. Die Grünen wurden dabei als weiterer "natürlicher Partner" stets wie selbstverständlich mitgedacht. Doch genau die Rechnung geht nicht mehr auf.
Erst am Wochenende sprach der SPD-Linke und künftige Parteivize Klaus Wowereit noch von einem "Linksblock", der Schwarz-Gelb gegenüberstehe.
Doch wenn sich die Grünen immer mehr als bürgerliche und immer weniger als klassisch linke Partei verstehen, kann von einem "Linksblock" keine Rede mehr sein. "Jamaika" ist darum mehr als ein unsicheres Experiment. Es ist ein Modell.
Freilich waren die Grünen am Montag bemüht, das zu bestreiten: "Das ist ein Experiment, es ist kein Modell", beteuerte Grünen-Chef Cem Özdemir.
Er muss den Eindruck vermeiden, dass die Grünen beliebig sind: mal Mehrheitsbeschaffer von Rot-Rot, dann wieder von Schwarz-Gelb. Saar-Landeschef Hubert Ulrich verwies auf das "erstaunlich weite Entgegenkommen" von CDU und FDP: Abschaffung der Studiengebühren, Ja zur Gemeinschaftsschule, Nein zu neuen Kohlekraftwerken...
SPD-Landeschef Heiko Maas bemühte sich gar nicht erst, seine Enttäuschung zu verbergen. Er habe an Rücktritt gedacht, gab er zu. "Ich bin auch nur ein Mensch und keine Maschine."
Trotzdem wolle er weitermachen. "Ich gehe lieber aufrecht in die Opposition, als ohne Rückgrat in die Staatskanzlei."