Leichte Zugewinne für die SPD Nichts ist entschieden
Seit Wochen hat sich die SPD bei aller politischen Ampel-Malaise auf die Position versteift, wenn erst der Wahlkampf begönne und das Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz auf diesen Zweikampf zugespitzt werden könne, würden die Werte für die Sozialdemokraten schon steigen.
Jetzt hat der Kampf um die Bundestagswahl am 23. Februar angefangen – und die ersten zarten Pflänzlein dieser Vorhersagen sind erkennbar: Die Union verliert drei Prozent, die SPD gewinnt in gleichem Maße hinzu – in einer YouGov-Umfrage. Auch andere Meinungsbilder sehen einen leichten Aufschwung bei der SPD. 30 Prozent erhielte demnach die CDU, 18 die SPD. Nun muss man nicht täglich Umfragen analysieren, zumal die des öfteren auch daneben liegen oder vereinzelt mit gewissen Vorlieben hantieren. Aber: Von einer vorzeitigen Entscheidung sind wir weit entfernt. Dies hätte man angesichts der chaotischen Umstände in der Ampelregierung anders erwarten können. Es zeichnet sich aber ab, dass auch die Entwicklungen dieses Wahlkampfs sehr viel mehr mit kurzfristigen Tendenzen und singulären Debatten und Ereignissen zu tun haben, als das früher der Fall war. Längst ist die Parteienbindung geringer – und das Verhalten des Wählers das eines volatilen Wechselwählers. Soll heißen: Der Hochmut, den manche in der Union in dem Glauben befallen hat, die einzige Alternative der Mitte, die nicht an der Ampel beteiligt gewesen ist, könne nichts als der strahlende Wahlsieger sein, ist nicht angebracht. Der Automatismus funktioniert allenfalls bedingt. Sonst stünde die Union nicht bei 30, sondern bei 40 Prozent. Sonst hätte Scholz auch nicht nach der abschreckenden Groko 2021 noch Kanzler werden können.
Merz weiß das, andere in der Union hinken hinterher. Der Kanzlerkandidat versucht derzeit, dem Duell mit Scholz und dessen berechnenden Provokationen auszuweichen. Ein Heer von Beratern flüstert ihm das ein. Die Frage wird sein, ob Merz diesem Ratschlag nachhaltig folgt. Und ob die SPD irgendwann auch Inhalte statt taktische Manöver nachlegt. Es bleibt: spannend.