Der 1. Mai in Kriegszeiten Frieden im Inneren

Am 1. Mai 1886 streikten Hunderttausende Arbeiter in den USA für die Einführung des Acht-Stunden-Tags. In Deutschland setzte sich in den darauffolgenden Jahren vor allem die SPD für einen „Tag der Arbeit“ am 1. Mai ein.

BMS - Redakteur Stefan Vetter in Berlin am 10.03.2015. [foto : k r o h n f o t o . d e k r o h n f o t o . d e Mathias Krohn Reichsstrasse 46 14052 B E R L I N Tel : 030 - 887 293 86 Fax : 030 - 887 273 87 Handy : 0175 - 7223000 Mail : mathias.krohn@t-online.de Bank : SANTANDER Blz : 50033300 Kto : 260 857 1601 BIC : SCFBDE33XXX IBAN : DE18500333002608571601 Finanzamt B E R L I N/W I L M E R S D O R F Steuernummer : 13 / 404 / 60687 7%Mwst.]

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Nach dem Ersten
Weltkrieg reichte es in der Nationalversammlung Weimar zwar nicht zur Mehrheit für einen jährlichen Feiertag, aber immerhin wurde der 1. Mai 1919 einmalig „dem Gedanken des Weltfriedens, des Völkerbundes und des internationalen Arbeiterschutzes“ geweiht.

Der „Gedanke des Weltfriedens“ ist gerade mal wieder ausgesprochen aktuell, insofern war es auch der Tradition angemessen, dass sich die führenden Gewerkschaftsfunktionäre in ihren Reden auf den Kundgebungen am Sonntag mit der von Russland überfallenen Ukraine solidarisch zeigten. Wie groß der Unmut über steigende Militärausgaben in Gewerkschaftskreisen ist, lässt sich schwer einschätzen. Diejenigen, die mit lautstarken Zwischenrufen die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Düsseldorf störten, erzielten zwar einige öffentliche Wirkung. Aber ob sie mehr als eine lärmende Minderheit repräsentieren, darf bezweifelt werden.

Es ist indes legitim und richtig, dass die Gewerkschaften fordern, über den notwendigen Kampf um den äußeren Frieden den inneren, den sozialen Frieden nicht zu vergessen. Deutschland ist wohlhabend – und hat doch enormen Handlungsbedarf: Altersarmut und Pflege-Notstand, die Folgen der Klimakatastrophe, der Mangel an bezahlbaren Wohnungen, ein durch die Pandemie belastetes Gesundheitssystem, marode Schulen sowie ein Bildungssystem, das immer noch Kinder aus unteren Schichten den Aufstieg schwer macht.

Der viel – und bisweilen zu Recht – gescholtene Olaf Scholz hat gut daran getan, sich in Düsseldorf zu einer „gerechteren und solidarischen Gesellschaft“ zu bekennen. Wer dieses Ziel aus den Augen verliert, wird auch alle anderen Herausforderungen nicht meistern.