„Kiew wird sich selbst verteidigen“ Russland kündigt Ausweitung der Kämpfe an - „in alle Richtungen“

Moskau/Kiew · Russland hat nach eigenen Angaben eine Ausweitung der Kämpfe „in alle Richtungen befohlen“ - die Ukraine verteilte zuvor Tausende Waffen an Kiews Einwohner. Der Überblick.

Ukraine, Charkiw: Ukrainische Soldaten sind außerhalb von Charkiw im Einsatz.

Foto: dpa/Andrew Marienko

26.02. 16.51 Uhr: Russland kündigt Ausweitung der Kämpfe an - „in alle Richtungen“

Russland hat am Samstag eine Ausweitung seiner Militäroffensive in der Ukraine angekündigt. Den Streitkräften sei befohlen worden, nunmehr "die Offensive in alle Richtungen zu erweitern", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Begründet wurde der Befehl damit, dass die Ukraine Verhandlungen mit Russland abgelehnt habe. Das hatte die Ukraine kurz zuvor als taktische Lüge zurückgewiesen.

26.02. 16.37 Uhr: Ukraine widerspricht: Keine Absage von Friedensverhandlungen mit Russland - Lügen

Die ukrainische Führung hat Vorwürfe aus Moskau zurückgewiesen, sie habe Friedensverhandlungen mit Russland abgesagt. Präsidentenberater Mychajlo Podolak warf der russischen Regierung Lügen vor. „Ihre Kommentare, dass wir Verhandlungen abgesagt hätten, sind lediglich Teil ihrer Taktik“, sagte Podolak einer Mitteilung vom Samstag zufolge. „Sie scheinen die Verhandlungen in eine Sackgasse lenken zu wollen, bevor sie überhaupt begonnen haben.“ Podolak forderte, Gespräche müssten eine „ehrliche Lösung“ im Interesse der Ukrainer und der ukrainischen Staatlichkeit ergeben.

Podolak kritisierte auch Kreml-Angaben, denen zufolge Russland seine Offensive am Freitagabend angesichts erwarteter Verhandlungen ausgesetzt habe. Die Realität habe gezeigt, dass dies eine Lüge sei. „Die Kämpfe waren brutal, mit maximaler Intensität. Gerade weil Präsident (Wolodymyr) Selenskyj kategorisch inakzeptable Bedingungen und Ultimaten für die Ukraine ablehnt. Nur vollwertige Verhandlungen.“

Ukraine: Russische Truppen stoßen von Süden auf Kiew vor
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26.02, 15.33 Uhr: „Mehr als 100 000 Eindringlinge sind in unserem Land“ - 25.000 Waffen an Einwohner Kiews verteilt

Nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind inzwischen Zehntausende russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. „Mehr als 100 000 Eindringlinge sind in unserem Land“, schrieb das Staatsoberhaupt am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter. „Sie schießen heimtückisch auf Wohngebäude.“ Er appellierte an den UN-Sicherheitsrat, die Ukraine dringend politisch zu unterstützen. „Stoppt gemeinsam den Angreifer!“

Zur Abwehr des erwarteten großen russischen Angriffs auf die ukrainische Hauptstadt Kiew haben die Behörden nach eigenen Angaben zahlreiche Waffen an die Einwohner verteilt. Insgesamt seien 25 000 automatische Waffen sowie 10 Millionen Patronen ausgegeben worden, sagte Innenminister Denys Monastyrskyj in einem am Samstag veröffentlichten Video.

Auch Panzerabwehrwaffen seien ausgehändigt worden. „Kiew wird sich selbst verteidigen“, sagte Monastyrskyj. Er sagte, er sei stolz, wenn er sehe, wie die Menschen ihre Städte, Dörfer, Straßen und Häuser verteidigten. „Sie organisieren sich selbst, es gibt keine Plünderungen oder Raubüberfälle.“

26.02., 15.04 Uhr: Kreml macht Ukraine für Fortsetzung des Großangriffs verantwortlich

Der Kreml hat der ukrainischen Regierung vorgeworfen, durch ihre Ablehnung von Verhandlungen für die Fortsetzung des russischen Großangriffs verantwortlich zu sein. Der russische Präsident Wladimir Putin habe am Freitag in Erwartung von Verhandlungen den "Vormarsch" der russischen Truppen einstweilen gestoppt, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Samstag in Moskau. Da sich die ukrainische Seite aber Verhandlungen verweigert habe, sei "der Vormarsch wieder aufgenommen worden".

Russland hatte am Vortag erklärte, es habe Gespräche mit der Ukraine in der belarussischen Hauptstadt Minsk vorgeschlagen. Der russischen Delegation sollten demnach Vertreter des Verteidigungs- und Außenministeriums sowie der Präsidialverwaltung angehören.

Wenige Stunden später rief Putin die ukrainische Armee allerdings zu einem Staatsstreich auf. Den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj und dessen Umfeld nannte er eine "Clique von Drogensüchtigen und Neonazis". Washington hatte das russische Gesprächsangebot als wenig glaubwürdig eingeschätzt.

26.02., 14.46 Uhr: Furcht vor großem Angriff - Kiew weitet Ausgangssperre aus

Aus Furcht vor einem großen Angriff russischer Truppen weitet die ukrainische Hauptstadt Kiew die nächtliche Ausgangssperre aus. Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko gilt sie von diesem Samstag an bereits ab 17.00 Uhr (Ortszeit, 16.00 Uhr MEZ) bis 8.00 Uhr (7.00 Uhr MEZ) am nächsten Morgen. Zuvor galt sie ab 22.00 Uhr Ortszeit. Zudem habe die U-Bahn ihren Betrieb eingestellt, schrieb Klitschko im Nachrichtenkanal Telegram. Die Metro-Stationen werden von Einwohnern derzeit als Schutzraum bei Luftangriffen genutzt.

26.02. 13.07 Uhr: Ukrainische Armee fordert Bevölkerung auf, russischen Vormarsch mit allen Mitteln zu stoppen

Die ukrainische Armee hat die Bevölkerung aufgefordert, den russischen Vormarsch mit allen Mitteln zu stoppen. „Fällt Bäume, baut Barrikaden, verbrennt Reifen! Nutzt alles, was Ihr zur Hand habt!“, zitierte die Agentur Unian am Samstag aus einer Mitteilung. Auch der Bau sogenannter Molotow-Cocktails könne helfen. „Die Besatzer müssen verstehen, dass sie hier nicht erwünscht sind und dass ihnen in jeder Straße Widerstand geleistet wird“, hieß es weiter. „Mögen sie Angst haben, auch nur unsere Städte anzuschauen. Gemeinsam zum Sieg! Die Besatzer werden zerstört werden.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer neuen Videobotschaft über andauernde Kämpfe in Kiew und anderen Landesteilen berichtet. „Die Kämpfe gehen in vielen Städten und Gebieten unseres Landes weiter“, sagte Selenskyj in der rund fünfminütigen Ansprache am Samstag. Russische Truppen wollten das Stadtzentrum von Kiew einnehmen und „hier ihre Marionetten installieren“, warnte er. Bislang seien die Hauptstadt und andere strategisch wichtige Städte aber unter Kontrolle der ukrainischen Armee.

Selenskyj warf Russland zudem vor, ukrainische Wohngebiete zu attackieren. Moskau bestreitet das.

26.02., 11.52 Uhr: Ukraine meldet fast 200 getötete Zivilisten, drei Kinder

Bei Angriffen der russischen Streitkräfte sind nach Angaben der ukrainischen Behörden bislang 198 Zivilisten getötet worden. Unter den Todesopfern seien drei Kinder, erklärte der ukrainische Gesundheitsminister Viktor Ljaschko am Samstag im Online-Netzwerk Facebook. Zudem seien 1115 Menschen verletzt worden, darunter 33 Kinder. Diese Angaben lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geht es mittlerweile um die Kontrolle der Hauptstadt Kiew. Die ukrainische Armee erklärte am frühen Samstagmorgen, einen Angriff russischer Streitkräfte auf eine wichtige Stellung in der Hauptstadt abgewehrt zu haben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor vor einem Großangriff der russischen Kräfte auf Kiew gewarnt. Auch in vielen anderen Landesteilen wurde gekämpft, zehntausende Ukrainer flohen angesichts der Gewalt in die Nachbarstaaten.

Russland will Einmarsch trotz Sanktionen fortsetzen: „bis zum Erreichen aller Ergebnisse“

Russland will laut Ex-Präsident Dmitri Medwedew trotz westlicher Sanktionen den Einmarsch in die Ukraine nicht abbrechen. „Die Militäroperation zum Schutz des Donbass wird vollständig und bis zum Erreichen aller Ergebnisse durchgeführt. Nicht mehr und nicht weniger“, schrieb der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats am Samstag im sozialen Netzwerk Vkontakte. Daran änderten auch die Strafmaßnahmen des Westens nichts.

Medwedew bezeichnete die Sanktionen des Westens als „politische Ohnmacht, die sich aus der Unfähigkeit ergibt, den Kurs Russlands zu ändern“. „Jetzt werden wir von überall vertrieben, bestraft, verängstigt, aber wir haben wieder keine Angst“, sagte der Vertraute von Präsident Wladimir Putin. Russland werde „spiegelbildlich“ antworten.

 26.02., 10.10 Uhr: Russland meldet Einnahme der Stadt Melitopol im Süden der Ukraine

Russland hat nach eigenen Angaben die Stadt Melitopol im Süden der Ukraine eingenommen. Die russische Armee habe "die vollständige Kontrolle" über die unweit der annektierten Halbinsel Krim gelegenen Stadt übernommen, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag im russischen Fernsehen. Zudem habe Moskau in der Nacht ukrainische Militäreinrichtungen mit Marschflugkörpern unter Beschuss genommen.

Dem Sprecher zufolge wurden die ukrainischen Militäreinrichtungen "mit luft- und seegestützten Marschflugkörpern" angegriffen. Es handle sich dabei um "Präzisionswaffen großer Reichweite".

26.02, 10.07 Uhr: Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko: „Feind versucht, in die Stadt vorzudringen“

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko weiter in der Hand der Regierung. „Die Nacht war schwer, doch es gibt keine russischen Truppen in der Stadt“, sagte Klitschko in einem am Samstag verbreiteten Clip im Nachrichtenkanal Telegram. Er betonte zugleich: „Der Feind versucht, in die Stadt vorzudringen.“ Mit Stand 5.00 Uhr MEZ gebe es 35 Verletzte, unter ihnen zwei Kinder.

Klitschko rief die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen. „Bleibt in den Bombenschutzkellern, denn der Feind greift aus der Luft an.“ Die Infrastruktur funktioniere, die U-Bahn fahre. Klitschko forderte dazu auf, mutmaßliche Markierungen von Angriffszielen auf Häusern zu entfernen. „Wir haben Kontrollpunkte eingerichtet, daher wird die Bewegung in der Stadt eingeschränkt und erschwert.“ Klitschko sagte: „Es wird schwer, aber wir sind verpflichtet durchzuhalten, denn die Armee ist mit uns, die Gebietsverteidigung ist mit uns, die Gerechtigkeit ist mit uns.“

26.02., 10 Uhr: Ukrainische Regierung meldet Kontrolle über Kiew - Kämpfe mit russischen Truppen in den Außenbezirken

Die ukrainische Regierung hat die Lage in der Hauptstadt Kiew nach eigenen Angaben unter Kontrolle. Die russischen Angreifer versuchten aber, möglichst große Zahlen von Militärtechnik und Streitkräften in die Stadt zu bringen, sagte Präsidentenberater Mychajlo Podolak am Samstag der Agentur Unian zufolge. In der Stadt seien russische Saboteure aktiv, gegen die ukrainische Sicherheitskräfte erfolgreich vorgingen. In den Außenbezirken kämpften ukrainische Truppen gegen die russischen Angreifer. „Sowohl in der Stadt selbst als auch am Stadtrand von Kiew ist die Situation unter Kontrolle“, sagte Podolak.

26.02., 9.37 Uhr: Ukraine sieht entscheidenden Kampf um Kiew - Warnung vor Straßenkämpfen - Präsident Selenskyj in Video: "Ich bin hier. Wir werden die Waffen nicht niederlegen“

Die Ukraine sieht sich im entscheidenden Kampf um die Hauptstadt Kiew. „Das Schicksal des Landes entscheidet sich gerade jetzt“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Samstag. Die ukrainischen Streitkräfte meldeten am frühen Morgen Gefechte. Doch blieb die Lage unübersichtlich.

Die ukrainischen Behörden in Kiew warnten angesichts des russischen Einmarsches vor Straßenkämpfen in der Hauptstadt. „Auf den Straßen unserer Stadt laufen jetzt Kampfhandlungen. Wir bitten darum, Ruhe zu bewahren und maximal vorsichtig zu sein!“, hieß es in der Mitteilung am Samstag. Wer in einem Bunker sei, solle dort bleiben. Im Fall von Luftalarm sollten die Menschen den nächsten Bunker aufsuchen. Die Stadt veröffentlichte eine Karte dazu.

„Wenn Sie zuhause sind, dann gehen sie nicht ans Fenster, gehen sie nicht auf die Balkone.“ Die Menschen sollten sich etwa auch abdecken, um sich vor Verletzungen zu schützen.

Ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldet sich in Videobotschaft: "Ich bin hier. Wir werden die Waffen nicht niederlegen"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich am Samstagmorgen in einer Videobotschaft an die Bürger der Ukraine gewandt. "Ich bin hier. Wir werden die Waffen nicht niederlegen", sagte Selenskyj in dem Video, das auf der Online-Plattform Facebook veröffentlicht wurde. "Wir werden unseren Staat verteidigen", fügte er hinzu und bezeichnete Gerüchte, wonach er kapituliert habe oder geflohen sei, als falsch.

Der Präsident trug olivgrüne Militärkleidung und sah müde aus. "Im Internet sind viele gefälschte Informationen aufgetaucht, in denen behauptet wird, ich hätte unsere Armee aufgefordert, die Waffen niederzulegen", sagte er weiter. "Unsere Wahrheit ist, dass dies unser Land ist, unser Land, unsere Kinder, und wir werden all dies schützen."

Bei schweren Angriffen russischer Truppen in der Ukraine war auch ein Hochhaus in der Hauptstadt Kiew getroffen worden. Bilder von dem Hochhaus zeigten deutlich sichtbar einen Einschlag in oberen Stockwerken. Mindestens vier Etagen auf einer Seite des Hauses wurden dabei zerstört. Es stieg Rauch auf. Unklar war zunächst, was genau vorgefallen war und ob es Opfer gab.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba veröffentlichte bei Twitter ein Foto des getroffenen Hochhauses. „Kiew, unsere schöne, friedliche Stadt hat eine weitere Nacht unter Beschuss von russischen Bodentruppen und Raketen überlebt“, schrieb er dazu. „Ich fordere die Welt auf: Russland vollständig isolieren, Botschafter ausweisen, Ölembargo, die russische Wirtschaft zerstören“, schrieb Kuleba. „Stoppt russische Kriegsverbrecher!“

Ukrainische Armee meldet: 3500 russische Soldaten getötet

Die ukrainischen Streitkräfte haben den russischen Truppen nach eigenen Angaben seit Beginn der Invasion schwere Verluste zugefügt. 3500 russische Soldaten seien getötet und 200 weitere gefangen genommen worden, teilte das ukrainische Militär am Samstag mit. Zudem seien 14 Flugzeuge, 8 Hubschrauber und 102 Panzer sowie mehr als 530 weitere Militärfahrzeuge zerstört worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

In verschiedenen Teilen des Landes werde schwer gekämpft, hieß es in der Mitteilung weiter. In Sumy im Nordosten, Mariupol im Süden und Poltawa im Osten hätten russische Kampfjets Angriffe geflogen. In der Hauptstadt Kiew seien auch zivile Ziele ins Visier genommen worden.

Russland meldet: mehr als 800 ukrainische Militärobjekte „außer Gefecht“

Russland hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine am Donnerstag insgesamt mehr als 800 ukrainische Militärobjekte „außer Gefecht“ gesetzt. Dies teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstagmorgen in Moskau mit. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Nach Konaschenkows Darstellung wurden 14 Militärflugplätze, 19 Kommandoposten, 24 Flugabwehr-Raketensysteme vom Typ S-300 und 48 Radarstationen zerstört. Zudem seien acht Marine-Boote der Ukraine getroffen worden.

Konaschenkow sagte außerdem, dass Separatistenkämpfer aus der ostukrainischen Region Luhansk mittlerweile etwa 30 Kilometer in bislang von ukrainischen Regierungstruppen kontrolliertes Gebiet weit vorgerückt seien. Donezker Kämpfer hätten mit russischer Unterstützung weitere Geländegewinne über sechs Kilometer erzielen können. Am Freitagabend hieß es, die Aufständischen seien dort 25 Kilometer weiter in ukrainisches kontrolliertes Gebiet vorgedrungen.

25.02. 21.43 Uhr: Russische Soldaten beschießen laut Ukraine Region um Hafenstadt Odessa

Russische Soldaten haben nach ukrainischen Angaben die Region um die Hafenstadt Odessa an der Schwarzmeer-Küste mit Raketen beschossen. Es seien am Freitag mehrere Raketen vom Meer aus auf Grenzschutzanlagen abgefeuert worden, teilte der Grenzschutz von Odessa mit. Betroffen sei auch Infrastruktur in der Region Mykolajiw. Mehrere Beobachtungsposten seien beschädigt worden. Befürchtet wird, dass russische Truppen nach Odessa vorrücken könnten - eine strategisch wichtige Stadt.

Zuvor hatten russische Truppen nach ukrainischen Angaben den Fluss Dnipro in der Südukraine überschritten. Damit hätten sie nun Zugang zur strategisch wichtigen Stadt Cherson, die wiederum eine wichtige Rolle beim Schutz von Odessa spielt.

25.02., 21.17 Uhr: Ukrainische Außenminister: Russland plant „massive Operation unter falscher Flagge“

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Russland eine geplante „Entmenschlichung“ der Ukraine vorgeworfen. „Nach Geheimdienstinformationen plant Russland eine massive Operation unter falscher Flagge, um die Ukrainer zu "entmenschlichen" und die Ukraine angeblicher unmenschlicher Handlungen zu beschuldigen“, schrieb Kuleba am Freitagabend auf Twitter. Einmal mehr warf er zudem Russland vor, Zivilisten und Kindergärten anzugreifen. Diese Informationen konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

25.02., 20.36 Uhr: Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warnt: „Situation ist bedrohlich“

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt vor einer „sehr schwierigen Nacht“ gewarnt. „Die Situation ist bedrohlich für Kiew – ohne Übertreibung“, schrieb er am Freitagabend im Nachrichtenkanal Telegram. Russische Truppen seien in der Nähe der Millionenmetropole. Die Brücken der Stadt seien mit Soldaten gesichert. Es gebe Checkpoints nicht nur an den Stadtgrenzen. „Ich danke den Einwohnern der Stadt für ihre Bereitschaft, die Hauptstadt und das Land (...) zu verteidigen.“

Klitschko zufolge gab es am Abend fünf Explosionen im Abstand von drei bis fünf Minuten. Zunächst war unklar, was genau vorgefallen war. In Kiew gab es am Freitag mehrfach Luftalarm. Es habe lange Staus gegeben, berichtete ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur in Kiew.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj telefonierte am Abend einmal mehr mit US-Präsident Joe Biden. Er habe mit ihm über die Sanktionen gegen Moskau nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und über Militärhilfe für Kiew gesprochen, twitterte Selenskyj. Es sei den USA dankbar für die Unterstützung.

25.02., 18.28 Uhr: Russlands Armee bricht in Richtung Großstadt Cherson durch

Nach schweren Kämpfen haben russische Truppen den Fluss Dnipro in der Südukraine überschritten. Damit hätten sie nun Zugang zur strategisch wichtigen Stadt Cherson, teilte die Gebietsverwaltung am Freitag mit. Der Gegner habe mit schweren Kräften angegriffen und heftige Verluste erlitten. Schließlich hätten die Verteidiger aber die Kontrolle verloren.

Die Führung der Region unternehme alle Anstrengungen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten und Leben zu retten. Die Großstadt mit knapp 300 000 Einwohnern spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Hafenstadt Odessa im Südwesten des Landes.

25.02., 16.40 Uhr: Putin ruft ukrainische Armee zum Sturz von Präsident Selenskyj auf

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die ukrainische Armee aufgefordert, die Macht in Kiew zu übernehmen und Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung zu stürzen. "Nehmt die Macht in Eure Hände. Mir scheint, Verhandlungen zwischen Euch und uns wären einfacher", sagte Putin am Freitag in einer an die ukrainischen Streitkräfte gerichteten Rede, die im russischen Fernsehen übertragen wurde.

25.02., 16.35 Uhr: Russische Armee erleidet laut ukrainischen Angaben schwere Verluste

Die ukrainischen Streitkräfte haben Russland nach eigenen Angaben bereits schwere Verluste zugefügt. Bisher hätten die einrückenden Truppen 2800 Soldaten „verloren“, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Freitagnachmittag mit. Dabei war unklar, ob es sich um getötete, verwundete oder gefangene Soldaten handeln soll. Außerdem seien schätzungsweise bis zu 80 Panzer, mehr als 500 weitere Militärfahrzeuge sowie 10 Flugzeuge und 7 Hubschrauber zerstört worden. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Zuvor hatten die Streitkräfte mitgeteilt, es seien mehr als 1000 russische Angreifer getötet worden. „Wir sind stark! Der Sieg wird unser sein!“, betonte das Ministerium. Russland hat nach eigenen Angaben keine nennenswerten Verluste erlitten.

25.02., 15.35: Außenminister spricht von „schrecklichen russischen Raketenangriffen“

Die russische Armee ist bei ihrem Angriffskrieg auf die Ukraine bis in die Hauptstadt Kiew vorgedrungen. Das ukrainische Verteidigungsministerium meldete am Freitag russische „Saboteure“ im nördlichen Stadtbezirk Obolon. Außenminister Dmytro Kuleba berichtete zudem von „schrecklichen russischen Raketenangriffen“ auf die Millionenstadt. Seit Beginn der großangelegten Invasion am Donnerstag wurden auf ukrainischer Seite nach offiziellen Angaben mehr als 130 Soldaten getötet.

25.02., 15.04 Uhr: Kiew laut Vitali Klitschko im „Verteidigungsmodus“

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben schon mehr als 1000 russische Angreifer getötet. Solch schwere Verluste in so kurzer Zeit habe Russland bisher in keinem Konflikt erlitten, behauptete das ukrainische Heer am Freitag. „Russische Mütter schicken ihre Söhne in den sicheren Tod, denn die ukrainischen Streitkräfte halten die Linien und werden ihr Land gegen die Besatzer verteidigen“, hieß es in der Mitteilung. Das russische Verteidigungsministerium hatte hingegen mitgeteilt, es gebe keine Verluste. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

Ukrainische Truppen rückten mit schwerer Militärtechnik unterdessen in Kiew ein, um die Hauptstadt zu verteidigen. „Die Stadt ist im Verteidigungsmodus“, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko der Agentur Unian zufolge. Schüsse und Explosionen in einigen Gegenden bedeuteten, dass russische „Saboteure“ ausgeschaltet würden. „Die Situation ist schwierig, aber wir glauben an unsere Streitkräfte und unterstützen sie“, sagte Klitschko. Die Stadtverwaltung rief die Einwohner auf, Überwachungskameras auszuschalten und abzuhängen, damit russische Truppen dadurch keinen Einblick in ukrainische Stellungen erhielten.

Die russischen Truppen haben bei ihrem Angriff auf die Ukraine nach eigenen Angaben die ukrainische Hauptstadt von Westen her blockiert. Der strategisch wichtige Flugplatz Hostomel nordwestlich von Kiew sei eingenommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag der Agentur Tass zufolge mit. Dabei seien 200 Ukrainer „neutralisiert“ worden. Eigene Verluste gebe es nicht, behauptete das Ministerium.

Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Zuletzt hatte die Führung in Kiew mitgeteilt, Angriffe auf Hostomel zurückgeschlagen zu haben. Dabei hätten die russischen Truppen schwere Verluste erlitten.

Den russischen Angaben zufolge blockieren russische Truppen zudem die Stadt Tschernihiw unweit der Grenze zu Belarus. „Zum jetzigen Zeitpunkt haben die Einheiten der Streitkräfte der Russischen Föderation die Blockade der Stadt Tschernihiw abgeschlossen“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministerium, Igor Konaschenkow. Er versicherte zudem, Russland werde keine Wohngebiete in Kiew angreifen. „Russische Soldaten unternehmen alle Maßnahmen, um Verluste in der Zivilbevölkerung zu verhindern.“

Die russischen Truppen würden noch „Aufgaben“ in Kiew und anderen Städten übernehmen. Sie hätten Tapferkeit und Heldenmut gezeigt. Der ukrainischen Führung warf das Ministerium Terrormethoden vor. Sie missbrauche Zivilisten als Schutzschilde.

25.02. 14.41 Uhr: Russland laut Kreml zu Friedensverhandlungen bereit - EU verhängt offenbar Sanktionen gegen Putin und Lawrow

Russland ist nach Kremlangaben bereit zu Friedensverhandlungen mit der Ukraine. Moskau sei bereit, eine russische Delegation zu Gesprächen in die belarussische Hauptstadt Minsk zu schicken, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte das Angebot für ein Treffen dem russischen Staatschef Wladimir Putin zweimal unterbreitet.

Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine will die EU offenbar die Vermögen von Russlands Präsident Wladimir Putin und dessen Außenminister Sergej Lawrow einfrieren. Darauf hätten sich die 27 Mitgliedstaaten der EU geeinigt, hieß es am Freitag aus EU-Kreisen.

25.02., 12:40: Botschaftsmitarbeiter in Kiew sind ausgereist

Die entsandten Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kiew sind nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am Donnerstag nach Polen ausgereist. Die Botschaft in Kiew sei aber nicht komplett geschlossen, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin mit. Es befänden sich auch weiterhin lokale Beschäftigte vor Ort. Nun würden verschiedene Optionen geprüft, wie und wo die Beschäftigten am besten und vor allem unter möglichst sicheren Bedingungen weiterarbeiten könnten. Neben der deutschen Botschaft in Kiew ist auch das Generalkonsulat Donezk in Dnipro wegen der Kämpfe vorübergehend geschlossen worden.

25.02., 12.28 Uhr: Kreml begrüßt Selenskyjs Gesprächsangebot 

Der Kreml hat den russischen Militäreinsatz in der Ukraine gegen weltweite Kritik verteidigt und einen Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj begrüßt. Moskau habe das Angebot von Verhandlungen über einen neutralen Status der Ukraine als Schritt in die richtige Richtung aufgenommen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Freitag in Moskau. Die Mitteilung werde analysiert, Selenskyj als Präsident der Ukraine anerkannt. „Natürlich, ja. (...) Er ist der Präsident der Ukraine.“ Über die Möglichkeit eines Kontaktes könne aber derzeit nichts gesagt werden.

Selenskyj hatte in der Nacht zum Donnerstag zur Abwendung eines Krieges Putin ein Gesprächsangebot gemacht. 

25.02., 10.06 Uhr: Erste Gefechte im nördlichen Bezirk von Kiew

Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine sind nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums die ersten russische Einheiten in die Hauptstadt Kiew vorgedrungen. Russische „Saboteure“ hielten sich im Bezirk Obolon im Norden Kiews auf, teilte die Behörde am Freitag über Facebook mit. Solche Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Das Ministerum rief die Bevölkerung auf, sogenannte Molotow-Cocktails zum Kampf vorzubereiten und Sichtungen über russische Militärtechnik zu melden. Einwohner sollten ihre Wohnungen nicht verlassen. Das ukrainische Heer warnte, russische Einheiten nutzten teilweise eroberte ukrainische Technik.

25.02., 8.38 Uhr: Gefechte rund 45 Kilometer nördlich von Kiew

Die ukrainische Armee kämpft nach eigenen Angaben gegen vordringende russische Truppen nördlich der Hauptstadt Kiew. Wie die ukrainischen Streitkräfte am Freitag bei Facebook mitteilten, kam es zu Gefechten in den Orten Dymer, das rund 45 Kilometer nördlich von Kiew liegt, sowie Iwankiw, rund 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Dort sei "eine große Anzahl von Panzern des Feindes eingetroffen".

Russland hatte am Donnerstagmorgen mit einem großen Angriff auf die Ukraine begonnen. In mehreren Städten schlugen Raketen und Artilleriegranaten ein. Russische Bodentruppen waren anschließend binnen weniger Stunden bis in den Großraum Kiew vorgedrungen. Luftlandetruppen nahmen einen Militärflughafen am nordwestlichen Stadtrand von Kiew ein.

25.02., 7.19 Uhr: Selensky wirft Russland Angriffe auf zivile Ziele vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der russischen Armee vorgeworfen, bei ihren Angriffen auch auf zivile Gebiete zu zielen. Gleichzeitig lobte der Staatschef am Freitagmorgen die Ukrainer für ihren "Heldenmut" angesichts des russischen Vormarsches. Russland müsse "früher oder später" mit der Ukraine "sprechen", um die Kämpfe zu beenden, sagte er weiter.

25.02., 6.32 Uhr: Russland startet erneut Luftangriffe rund um Kiew

Ukrainische Truppen liefern sich nach Angaben des Generalstabs heftige Gefechte mit russischen Angreifern im Kiewer Gebiet. In Iwankiw rund 80 Kilometer nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt hätten sich Fallschirmjäger einer „überwältigenden“ Anzahl russischer Truppen entgegengestellt, die mit gepanzerten Fahrzeugen vorrückten. Eine Brücke sei zerstört worden. Auch auf dem strategisch wichtigen Flugplatz Hostomel nordwestlich von Kiew werde gekämpft, teilte der Generalstab weiter mit. Ukrainische Truppen hielten auch dort Stand.

Zudem gebe es in mehreren Städten russische Luftangriffe. In Kiew heulten erneut die Sirenen, wie ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Die Stadtverwaltung rief alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich möglichst in Sicherheit zu bringen. Die U-Bahn-Stationen der Stadt mit etwa 2,8 Millionen Einwohnern dienten als Schutzräume.

Medienberichten zufolge griffen russische Truppen den Flughafen der Stadt Riwne im Westen an. Auch aus Sumy im Nordosten des Landes nahe der russischen Grenze wurden Kämpfe gemeldet. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

24.02., 22.38 Uhr: Ukraine meldet mehr als 50 Tote und mehr als 160 Verletzte

Bei den schweren Kämpfen nach Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine sind nach Angaben aus Kiew mindestens 57 Menschen getötet worden. 169 weitere seien verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko am Donnerstagabend der Agentur Unian. Er rief die Bevölkerung zur Blutspende auf.

Das medizinische Personal arbeite rund um die Uhr. Zudem sollten Patienten, die keine Akutfälle seien, ambulant behandelt werden. Damit solle eine Überlastung der Krankenhäuser verhindert werden.

20.44 Uhr: „Zivilisten werden jetzt getötet, jede Minute, jede Stunde“

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hat in einem emotionalen Appell vor Beginn eines EU-Sondergipfels zum Krieg gegen die Ukraine an das Leid der Menschen vor Ort erinnert. „Zivilisten werden jetzt getötet, jede Minute, jede Stunde“, sagte er am Donnerstag. Der russische Präsident Wladimir Putin sei dabei, ganz Europa zu destabilisieren. Er habe ein unabhängiges Land angegriffen. „Wir müssen das stoppen“, sagte Morawiecki. Dies sei etwas, was man in den vergangenen 75 Jahren nicht beobachtet habe. Zudem sprach er sich für eine stärkere Ostflanke der Nato aus, um Aggressionen Russlands zu verhindern.

20.35 Uhr: Russland hat laut Geheimdienstvertreter "vollständige Lufthoheit" über Ukraine

Russland hat mit seinem Großangriff auf die Ukraine nach Angaben eines westlichen Geheimdienstvertreters die "vollständige Lufthoheit" über die Ukraine erlangt. Die Ukraine verfüge nun über keinerlei Luftabwehrkapazitäten mehr, sagte der Geheimdienstvertreter am Donnerstag in Brüssel: "Sie haben keine Luftwaffe mehr, um sich zu schützen."

Nun nehme die russische Armee die Hauptstadt Kiew ins Visier, sagte der Geheimdienstvertreter weiter. "Viel wird davon abhängen, welchen Widerstand die Ukrainer leisten können. Aber ich gehe davon aus, dass die Russen in den kommenden Stunden versuchen werden, eine überwältigende Macht um die Hauptstadt zusammenzuziehen."

Bei ihrem Großangriff auf die Ukraine waren die russischen Streitkräfte am Donnerstag binnen weniger Stunden bis in den Großraum Kiew vorgerückt. Russische Truppen eroberten laut ukrainischen Angaben nach heftigen Kämpfen unter anderem einen Militärflugplatz nahe der Hauptstadt. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erließ eine nächtliche Ausgangssperre.

Das US-Verteidigungsministerium sprach vom größten Einmarsch konventioneller Truppen in einen anderen Staat seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Ziel des russischen Präsidenten Putin sei es, eine pro-russische Regierung in Kiew zu installieren, sagte ein Pentagon-Vertreter.

20.23 Uhr: US-Präsident Biden verkündet neue Sanktionen - und Verlegung von Streitkräften nach Deutschland

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat US-Präsident Joe Biden neue Sanktionen gegen Russland verkündet. In einer Fernsehansprache im Weißen Haus gab Biden am Donnerstag Strafmaßnahmen gegen vier russische Banken sowie Exportkontrollen bekannt, die nach seinen Worten "mehr als die Hälfte der High-Tech-Importe Russlands abschneiden". Der US-Präsident kündigte zudem die Entsendung weiterer Soldaten nach Deutschland an, um die Nato zu stärken.

19.38 Uhr: US-Truppen verstärken Nato-Ostflanke

In Lettland sind die ersten US-Truppen zur Verstärkung der Nato-Ostflanke eingetroffen. Ein Kontingent von etwa 40 amerikanischen Soldaten kam in der Nacht zum Donnerstag in dem baltischen Nato-Land an, wie das Verteidigungsministerium in Riga mitteilte. Insgesamt sollen mehr als 300 US-Soldaten nach Lettland verlegt werden, das an Russland und dessen Verbündeten Belarus angrenzt. Die Truppen sollen auf dem Militärstützpunkt Adazi stationiert werden.

Zur Überwachung des Nato-Luftraums über den baltischen Staaten sind zudem F-35-Kampfjets auf den Militärflugplätzen in Ämari (Estland) und Siauliai (Litauen) gelandet. Sie sollen die dort stationierten Flugzeuge anderer Verbündeter unterstützen, teilten die Streitkräfte der beiden baltischen Staaten mit.

Die US-Regierung hatte am Dienstag angesichts der Zuspitzung der Ukraine-Krise die Verlegung zusätzlicher Soldaten und Ausrüstung nach Osteuropa angekündigt.

19.15 Uhr: Russland nimmt Tschernobyl ein

Russland hat nach ukrainischen Angaben das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl erobert. „Leider muss ich mitteilen, dass die Zone um Tschernobyl, die sogenannte Sperrzone, und alle Anlagen des Atomkraftwerks Tschernobyl unter der Kontrolle bewaffneter russischer Gruppen sind“, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal am Donnerstag mach Angaben der Agentur Unian. Die ukrainische Hauptstadt Kiew liegt nur knapp 70 Kilometer entfernt.

„Nach schwerem Kampf wurde die Kontrolle über Tschernobyl verloren“, sagte ein ukrainischer Präsidentenberater. Es sei unklar, in welchem Zustand die Anlage sei. „Dies stellt heute eine der ernsthaftesten Bedrohungen für Europa dar.“ Er warnt vor Provokationen der russischen Seite. Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtet, es gebe Gefechte in der Region. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte davor gewarnt, dass in der Ukraine angeblich Atomwaffen hergestellt werden könnten. „Wir wissen, dass es bereits Berichte gab, die Ukraine wolle ihre eigenen Atomwaffen herstellen. Das ist keine leere Prahlerei“, sagte der Kremlchef etwa am vergangenen Montag in einer Fernsehansprache. „Die Ukraine verfügt tatsächlich immer noch über sowjetische Nukleartechnologien und Trägersysteme für solche Waffen.“

Das Unglück von Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als die größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Hunderttausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt. Damals gehörte die Ukraine noch zur Sowjetunion. Im vergangenen Sommer war ein neues Atommüllzwischenlager in der radioaktiv verseuchten Sperrzone um Tschernobyl eingeweiht worden. Mit dem Lager wollte Kiew seine Abhängigkeit von Russland im Atommüllbereich beenden. Im Zuge des 2017 begonnenen Baus wurden etwa 43 Kilometer Eisenbahnstrecke im radioaktiv belasteten 30-Kilometer-Sperrgebiet instand gesetzt.

18.38 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz warnt Russland


Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russland davor gewarnt, nach dem Angriff auf die Ukraine weitere Länder ins Visier zu nehmen. Die westlichen Bündnispartner seien sich "einig, dies mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern", sagte Scholz am Donnerstag in einer Fernsehansprache an die Bürgerinnen und Bürger. Russlands Präsident Wladimir "Putin sollte die Entschlossenheit der Nato nicht unterschätzen, alle ihre Mitglieder zu verteidigen".

17.31 Uhr: Russische Armee nimmt Militärflugplatz nahe Kiew ein - Ukraine verliert Kontrolle über Süden

Die russische Armee hat nach Angaben der ukrainischen Regierung einen Militärflugplatz nahe Kiew eingenommen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Donnerstag, es handele sich um den wenige Kilometer von der nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt gelegenen Flughafen Hostomel. Er habe die ukrainische Armee angewiesen, den Flughafen zurückzuerobern.

Nach dem Einmarsch russischer Truppen haben die ukrainischen Behörden nach eigenen Angaben die Kontrolle über Teile im Süden des Landes verloren. Das teilte die Regionalverwaltung des Gebiets Cherson am Donnerstag mit. Die Stadt Cherson liegt am Fluss Dnipro. Auch das Gebiet Henitschesk stehe nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle.

Es gab bereits am Nachmittag Bilder, die zeigen, dass russsiche Truppen am Dnipro den Staudamm von Nowa Kachowka erobert haben sollen. Befürchtet wird, dass Russland auch in die Schwarzmeer-Stadt Odessa einmarschiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einer schwierigen Lage im Süden des Landes.

Nach ukrainischen Angaben wurden auch ein Kanal und ein Wasserkraftwerk erobert. Nach der Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel 2014 durch Russland hatte die Ukraine den für die Wasserversorgung wichtigen Nord-Krim-Kanal gesperrt.

16.48 Uhr: EU einigt sich auf neue Sanktionen gegen Russland

Die EU-Staaten haben sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag auf die Grundzüge des neuen Sanktionspakets gegen Russland verständigt. Angaben aus EU-Kreisen zufolge zielt es auf die Bereiche Energie, Finanzen und Transport ab. Zudem soll es Exportkontrollen für Hightech-Produkte und Software sowie Einschränkungen bei der Visapolitik geben.Ein Ausschluss Russlands aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift und Ausfuhrverbote für zum Beispiel Erdgas waren demnach zunächst nicht vorgesehen - hier gibt es einen Überblick zu den geplanten Maßnahmen.

16.35 Uhr: Russische Truppen wollen laut Ukraine zerstörte Atomanlage Tschernobyl einnehmen

Die Kämpfe in der Ukraine erstrecken sich nach Angaben der Regierung in Kiew auch auf das Gebiet des zerstörten Atomreaktors von Tschernobyl. Die russischen Angreifer wollten die Atomanlage einnehmen, erklärte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Nach Angaben aus dem Innenministerium in Kiew tobten die Kämpfe nahe des Atommüll-Lagers in Tschernobyl. Die dort stationierten Soldaten der ukrainischen Nationalgarde leisteten "hartnäckigen Widerstand", teilte der Ministeriumsmitarbeiter Anton Geraschtschenko im Onlinenetzwerk Telegram mit.

Selenskyj erklärte, die ukrainischen Soldaten in Tschernobyl "geben ihr Leben", um eine "Tragödie wie 1986" zu verhindern. Er wollte damit offenbar davor warnen, dass ein russischer Beschuss der Atomanlage erneut große Mengen Radioaktivität freisetzen könnte. Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor 36 Jahren sind weite Teile des Gebiets radioaktiv verseucht.

16.26. Uhr: Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko verhängt Sperrstunde

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat eine Sperrstunde verhängt. Zudem seien vier Metro-Stationen als Luftschutzbunker ausgewiesen worden. Die U-Bahn solle weiter in Betrieb bleiben, sagte er. In der Ukraine gilt landesweit seit 5.30 Uhr (4.30 Uhr MEZ) auf Erlass von Präsident Wolodymyr Selenskyj das Kriegsrecht, vorerst für 30 Tage.

Die ukrainische Hauptstadt Kiew hatte wegen des russischen Angriffs Luftalarm ausgelöst. Die Verwaltung rief am Donnerstag alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich möglichst in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.

16.21 Uhr: Ukraine meldet auch Kämpfe bei zerstörtem Atomreaktor von Tschernobyl

Die Kämpfe in der Ukraine erstrecken sich nach Angaben der Regierung in Kiew auch auf das Gebiet des zerstörten Atomreaktors von Tschernobyl. Nahe des Atommüll-Lagers in Tschernobyl gebe es Gefechte zwischen ukrainischen und russischen Verbänden, teilte ein Vertreter des Innenministeriums in Kiew am Donnerstag mit. Russische Truppen seien von Belarus aus in das nordukrainische Gebiet eingedrungen, die an dem Atommülllager stationierten Soldaten der ukrainischen Nationalgarde leisteten "hartnäckigen Widerstand" gegen den Angriff.

15.55 Uhr: Ukrainische Armee meldet heftige Kämpfe um Militärflughafen

In der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben am Donnerstag nach Angaben der Armee des Landes heftige Kämpfe mit russischen Truppen um einen Militärflughafen begonnen. Wie der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschny, im Onlinenetzwerk Facebook mitteilte, wurde um den Militärflughafen Hostomel wenige Kilometer nordwestlich der Hauptstadt gekämpft. Der Flughafen sei von mehreren Hubschraubern attackiert worden.

Kurz zuvor hatten Reporter der Nachrichtenagentur AFP mehrere tieffliegende Hubschrauber am Stadtrand von Kiew gesichtet. Saluschny teilte ferner mit, im Süden der Ukraine gebe es in der Region Cherson nahe der 2014 von Russland annektierten Krim-Halbinsel Kämpfe um mehrere Städte. Gefechte würden dort um die Städte Henitschesk, Skadowsk und Schaplynka geführt.

15.21 Uhr: Ukrainische Hauptstadt Kiew löst Luftalarm aus

Die ukrainische Hauptstadt Kiew hat wegen des russischen Angriffs Luftalarm ausgelöst. Die Stadtverwaltung rief am Donnerstag alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.

Kiew hat etwa 2,8 Millionen Einwohner. Am Morgen waren bereits testweise die Luftschutzsirenen zu hören gewesen. In der Ukraine gilt landesweit seit 5.30 Uhr (4.30 Uhr MEZ) auf Erlass von Präsident Wolodymyr Selenskyj das Kriegsrecht, vorerst für 30 Tage.

14.47 Uhr: Militärflugzeug stürzt nahe Kiew ab

Nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist nach Angaben der Rettungsdienste am Donnerstag ein ukrainisches Militärflugzeug abgestürzt. Es werde noch geprüft, "wie viele Menschen gestorben sind", teilten die Rettungsdienste mit. Demnach stürzte das Flugzeug rund 50 Kilometer südlich vom Kiewer Stadtzentrum ab.

Kurz zuvor hatte der ukrainische Grenzschutz ein Vordringen russischer Truppen in die Hauptstadtregion gemeldet. Die russischen Streitkräfte griffen demnach ukrainische Stellungen mit Raketen an. Berichten zufolge stand zudem ein Flugplatz in der Region unter Beschuss.

Russland hatte am frühen Donnerstagmorgen einen Großangriff auf die Ukraine begonnen.  Nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes drangen zudem russische Bodentruppen aus mehreren Richtungen in die Ukraine ein, unter anderem von Belarus und von der Krim aus. Die Regierung in Kiew verhängte das Kriegsrecht.

14.27 Uhr: Ukraine meldet Angriffe Russlands aus verschiedenen Richtungen - Attacken mit Flugzeugen, Artillerie und Marschflugkörpern

Die Ukraine hat russische Angriffe aus verschiedenen Richtungen gemeldet. Bis um 12.00 Uhr (MEZ) am Donnerstag habe Russland mehr als 30 Attacken mit Flugzeugen, Artillerie und Marschflugkörpern „auf ukrainische zivile und militärische Infrastruktur“ ausgeübt, teilte der ukrainische Generalstab mit. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben zunächst nicht.

Im Gebiet Tschernihiw, das im Nordwesten an Belarus grenzt, sei der Feind gestoppt worden, hieß es vom Generalstab weiter. „Heftige Kämpfe gehen in Richtung Charkiw weiter.“ Die Großstadt Charkiw liegt im Osten unweit der russischen Grenze. Mariupol am Asowschen Meer sei „unter volle Kontrolle zurückgebracht worden“.

Mit Blick auf den Süden des Landes teilte das Militär mit: „In Cherson ist die Situation schwierig.“ Die russische Armee starte auch Offensiven von der 2014 von Russland einverleibten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim in Richtung Cherson und Melitopol. Die Rede war zudem von „Sabotage- und Aufklärungsgruppen“ im Schwarzen Meer.

Zuvor hatte bereits Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg von russischen Angriffen aus verschiedenen Richtungen mit Luft- und Raketenangriffen, Bodentruppen und Spezialkräften gesprochen.

Moskau wiederum hatte betont, keine Flugzeuge, Raketen oder Artillerie gegen ukrainische Städte einzusetzen, sondern lediglich gegen militärische Infrastruktur, Luftverteidigung und Flugplätze der ukrainischen Luftwaffe vorzugehen. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Der Kreml ließ die Frage, bis wohin russische Soldaten vorrücken wollten, zunächst unbeantwortet.

14.03 Uhr: Russische Truppen dringen offenbar in die Region Kiew vor

Russische Truppen sind nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes in den nördlichen Teil der Hauptstadtregion Kiew vorgedrungen. Den Angaben zufolge griffen die russischen Streitkräfte ukrainische Stellungen am Donnerstag mit Raketen an. Einer Journalistin der Nachrichtenagentur AFP zufolge waren außerdem mehrere tieffliegende Hubschrauber zu sehen, die am Stadtrand von Kiew flogen.

Russische Truppen haben einen Flugplatz nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew angegriffen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Dabei seien mindestens drei russische Hubschrauber abgeschossen worden, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium demnach am Donnerstag mit. Der Flugplatz Hostomel liegt rund 30 Kilometer nordwestlich des Zentrums der ukrainischen Hauptstadt.

Für Meldungen, dass russische Truppen den Airport eingenommen haben, gab es zunächst keine unabhängige Bestätigung. Der Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Heraschtschenko, teilte bei Facebook Videos von angeblich abgeschossenen russischen Hubschraubern.

Russland hatte am frühen Donnerstagmorgen einen Großangriff auf die Ukraine gestartet. In Odessa und in der Hauptstadt Kiew sowie in mehreren weiteren Städten waren Explosionen zu hören, wie AFP-Journalisten berichteten. Nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes drangen zudem russische Bodentruppen aus mehreren Richtungen in die Ukraine ein, unter anderem von Belarus und von der Krim aus. Die Regierung in Kiew verhängte das Kriegsrecht.

Die Nato schließt eine militärische Unterstützung der Ukraine nach dem Einmarsch Russlands in das Land weiter aus. „Wir haben keine Nato-Truppen in der Ukraine, und wir haben auch keine Pläne, Nato-Truppen in die Ukraine zu schicken“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel.

9.56 Uhr: Russland beginnt Krieg gegen Ukraine - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Co. kündigen weitere Sanktionen an

Russland hat einen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Präsident Wladimir Putin ordnete am frühen Donnerstagmorgen eine Militäroperation in den Regionen Luhansk und Donezk an. Angriffe mit Kampfflugzeugen, Hubschrauber und Raketen wurden auch aus anderen Teilen der Ukraine gegen militärische Infrastruktur gemeldet. In der unklaren Lage ließen sich die Berichte nicht sofort nachprüfen.

Erstmals stehen sich damit russische und ukrainische Soldaten in dem seit acht Jahren dauernden Konflikt gegenüber.

US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die westlichen Verbündeten sowie die Europäische Union und die Nato verurteilten Putins Vorgehen scharf und kündigten umgehend weitere Sanktionen an.

Russland hat nach den Worten von Biden „vorsätzlich“ einen „Krieg“ gegen die Ukraine begonnen.

In einer Fernsehansprache sagte Putin: „Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen. Ihr Ziel ist der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind.“ Russland strebe die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine an.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte „sofortige Sanktionen“ gegen Moskau. Selenskyj telefonierte unter anderem mit Biden und Scholz. Selenskyj rief den Kriegszustand aus.

Vertreter der 30 Nato-Staaten kamen zu einer Krisensitzung zusammen. Aus Bündniskreisen hieß es, dass bei der Sitzung beschlossen werden könnte, dem Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte weitreichende Befugnisse zu übertragen.

Militärische Nato-Unterstützung für die Ukraine gilt weiter als ausgeschlossen, weil dadurch ein noch größerer Krieg zwischen der Nato und Russland ausgelöst werden könnte.

Die EU wird nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratschef Charles Michel umgehend ein neues Sanktionspaket beschließen. Dieses werde „massive und schwerwiegende Folgen“ für Russland haben. Für den Abend ist ein EU-Krisengipfel in Brüssel geplant.

Die USA, die EU und weitere Verbündete haben bereits Sanktionen verhängt.

Putin hatte am Montag die Unabhängigkeit der Separatistenregionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt und eine Entsendung russischer Soldaten angeordnet. Der Kremlchef plant zum zweiten Mal nach 2014 einen Einmarsch in die Ukraine.

Der Westen wirft Putin vor, gegen Völkerrecht zu verstoßen. Russland hat nach westlichen Angaben etwa 150 000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs gab es russischen Beschuss im Osten des Landes. Russisches Militär habe Gebiete und Siedlungen entlang der Staatsgrenze sowie mehrere Flugplätze angegriffen, teilte der Generalstab in Kiew mit. Landungsoperationen des russischen Militärs in der südostukrainischen Stadt Odessa habe es nicht gegeben. „Die Situation ist unter Kontrolle.“

Das Militär schoss nach eigenen Angaben im Gebiet Luhansk fünf russische Flugzeuge und einen Hubschrauber ab.

Insgesamt wurden nach Angaben des Generalstabs mindestens sechs Flugplätze angegriffen, darunter Boryspil, etwa 40 Kilometer von Kiew entfernt, Tschuhujiw im Gebiet Charkiw und Kramatorsk im Gebiet Donezk. Die Armee wehre Luftangriffe ab und sei in voller Kampfbereitschaft, hieß es.

Ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur in Kiew berichtete, dass auch in Kiew Donnerschläge zu hören waren. Es war unklar, woher diese kamen. „Jetzt hören wir einige Explosionen“, schrieb auch eine Anwohnerin aus Kiew in einem privaten Chat, der dpa vorlag.

Die von Russland unterstützten Separatisten meldeten nach dem Einmarsch die Einnahme von zwei Kleinstädten. Es handele sich dabei um Stanyzja Luhanska und um Schtschastja, teilten die Separatisten mit. Demnach sind Truppen über den Fluss Siwerskyj Donez vorgedrungen, der bisher die Frontlinie bildete.

US-Präsident Biden verurteilte den „unprovozierten und ungerechtfertigten“ russischen Angriff auf die Ukraine in dem Gespräch mit Selenskyj. Er habe ihn über weitere harte Sanktionen der USA gegen Russland informiert.

„Die Gebete der ganzen Welt sind heute Nacht beim ukrainischen Volk, während es unter einem unprovozierten und ungerechtfertigten Angriff durch die russischen Streitkräfte leidet“, erklärte Biden. „Präsident Putin hat sich vorsätzlich für eine Krieg entschieden, der katastrophale Todesfälle und menschliches Leid bringen wird. Die Welt wird Russland zur Rechenschaft ziehen.“

Biden wollte noch am Donnerstag seinen Amtskollegen aus der Gruppe der sieben wichtigsten Wirtschaftsnationen besprechen. „Wir werden der Ukraine und dem ukrainischen Volk weiter Hilfe und Unterstützung zukommen lassen“, erklärte Biden.

Bundeskanzler Scholz sicherte Selenskyj „die volle Solidarität Deutschlands in dieser schweren Stunde“ zu. Scholz nannte den russischen Angriff einen eklatanten Bruch des Völkerrechts. Auch Außenministerin Annalena Baerbock verurteilte den Militäreinsatz scharf.

Der britische Premierminister Boris Johnson zeigte sich bestürzt: „Ich bin entsetzt über die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine.“

Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo sprach von „Europas dunkelster Stunde seit dem Zweiten Weltkrieg“.

US-Außenminister Antony Blinken, Verteidigungsminister Lloyd Austin und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprachen über eine Stärkung der Präsenz des Bündnisses in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten.

Blinken betonte, dass die Verpflichtung der USA, das Bündnisgebiet im Angriffsfall zu verteidigen, „eisern“ sei.

Die US-Regierung hat seit Beginn des Konflikts um die Ukraine bereits rund 6000 Soldaten in osteuropäische Nato-Mitgliedsländer verlegt oder deren Verlegung angekündigt. Die meisten von ihnen wurden nach Polen verlegt, das im Osten an die Ukraine grenzt.

(dpa/afp)