1,5 Millionen Straftaten: Das Leben in NRW ist unsicherer geworden
Weniger Einwohner, aber mehr Straftaten: Das Leben in Nordrhein-Westfalen ist laut Kriminalstatistik unsicherer geworden. Während es 2011 mehr Einbrüche und Diebstähle gab, sank aber das Risiko, Opfer eine Gewalttat zu werden.
Düsseldorf (dpa). Erstmals seit Jahren ist die Zahl der Straftaten in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr wieder auf über 1,5 Millionen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr erfasste die Polizei fast 70 000 Straftaten mehr - ein deutlicher Zuwachs von 4,8 Prozent auf 1,51 Millionen.
Eine Ursache sei das vermehrte Auftreten von organisierten Einbrecher- und Diebesbanden aus Osteuropa, berichtete NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag. Dies sei auch eine Folge des Wegfalls der Visapflicht für einige osteuropäische Länder. So sei die Zahl der Wohnungseinbrüche um 12,5 Prozent auf 50 400 gestiegen.
Die Aufklärungsquote betrug in diesem Bereich nur 13,6 Prozent. Jäger riet den Bürgern, ihre Häuser und Wohnungen besser zu sichern. Die Polizei versuche derweil, diesem bundesweiten Phänomen durch überregionale Zusammenarbeit zu begegnen. Das Landeskriminalamt erhielt 4,2 Millionen Euro, um den Überhang von rund 10 000 noch nicht ausgewerteten DNA-Spuren abzubauen.
Die Zahl der Taschendiebstähle nahm um 30 Prozent zu: Um 12 000 auf 52 000 Straftaten - auch dies sei ein Tummelfeld internationaler Banden. Auch die Betrugsfälle stiegen zweistellig: um 10,7 Prozent auf fast 237 000. Dies sei allerdings einem harten Kurs der Verkehrsbetriebe gegen Schwarzfahrer geschuldet: Die Zahl der angezeigten Schwarzfahrer schnellte um 53 Prozent auf 77 000 empor.
Neben dem negativen Gesamttrend gab es auch positive Entwicklungen: Die Zahl der Gewalttaten war mit minus zwei Prozent ebenso rückläufig wie die Jugendkriminalität, die mit 125 000 Verdächtigen unter 21 Jahren um 5,6 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 41 Jahren sank.
Bei der Schwerstkriminalität stieg die Zahl der Morde um vier auf 63 Fälle, die der Mordversuche sank dagegen um 10 auf 73. Die Zahl der Totschlagsverbrechen stieg um 4 auf 60, die der Versuche wuchs von 168 auf 183 Fälle. Die Zahl der Auto-Diebstähle ging zurück: um 4,3 Prozent auf 7780 Fälle. Die Zahl der Autoaufbrüche stieg allerdings um 6,8 Prozent auf fast 89 000. Nicht mehr so stark wie in den Vorjahren wuchs die Computerkriminalität: Der Anstieg von 1,3 Prozent auf 20 000 Taten fiel vergleichsweise moderat aus.
Die Zahl aller Straftaten je 100 000 Einwohner stieg um rund 400 auf knapp 8500. Die CDU kritisierte, dass die Polizei nur knapp jede zweite Straftat (49,1 Prozent) aufgeklärt hat. Unter der rot-grünen Landesregierung komme die innere Sicherheit in NRW immer mehr unter die Räder, sagte der Innenexperte der CDU-Landtagsfraktion Theo Kruse. Die Polizisten müssten von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um sich mehr der Strafverfolgung widmen zu können.