1000 Euro mehr Gehalt für angestellte Lehrer?

Der Lehrerverband beklagt eine finanzielle Benachteiligung gegenüber verbeamteten Lehrkräften. Eine Studie ergab: Die Differenz der Einkünfte kann in einem Leben bei 275 000 Euro liegen.

Die Gehaltsunterschiede zwischen angestellten und verbeamteten Lehrern können netto bei fast 1000 Euro liegen.

Foto: Julian Stratenschulte

Düsseldorf. Das Land NRW soll für jede angestellte Lehrkraft monatlich mindestens 1000 Euro brutto mehr bezahlen — das fordert die Schutzgemeinschaft angestellter Lehrerinnen und Lehrer (SchaLL). Der Verband mit seinen nach eigenen Angaben rund 1000 Mitgliedern hat schon früher auf die Einkommensunterschiede zwischen angestellten und verbeamteten Lehrern hingewiesen. Dass diese noch größer sind als gedacht, ergab nun eine im Auftrag von SchaLL erstellte Studie, die am Freitag in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Durchgerechnet wurden verschiedene Konstellationen — vom ledigen kinderlosen Lehrer bis zum verheirateten Vater zweier Kinder. Dabei wurden die Lebensläufe ab dem 42. Lebensjahr unter Einbeziehung eines 18-jährigen Ruhestands verglichen. Die Berechnungen ergaben: Je nach Fallkonstellation liegen die Einkünfte des angestellten Lehrers zwischen 176 000 und 275 000 Euro unter denen seines verbeamteten Kollegen. Hauptursachen für die Einkommensdivergenzen, die sich über die Jahrzehnte auf solche Beträge summieren, sind laut Gutachten die starken Belastungen bei der Alterssicherung, die die Angestellten im Vergleich zu Beamten haben.

An dem individuellen Fall eines Kollegen macht der Lehrerverband SchaLL die starken Unterschiede plastisch: vor dessen Verbeamtung, so zeigt es die Monatsabrechnung, liegen seine Bruttobezüge bei 3374,01 Euro. Nach allen Abzügen bleiben ihm davon noch 2261,01 Euro. Ganz anders sieht es aus, als er drei Monate später Beamter geworden ist. Obwohl er weiterhin die gleiche Arbeit leistet wie zuvor, bekommt er von einem Bruttoeinkommen in Höhe von 3670,70 Euro nunmehr 3164,75 Euro überwiesen.

Stefan Nierfeld vom SchaLL-Vorstand hält solche Einkommensunterschiede trotz gleicher Qualifikation und Tätigkeit für skandalös. „Die Landesregierung muss umgehend Abhilfe schaffen“, fordert er. Wenn man vernünftige Arbeitsbedingungen schaffe, brauche es auch keine teuren Werbekampagnen für den Lehrerberuf, wie Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sie angestoßen habe.

Allerdings würde eine Verwirklichung der Forderung (1000 Euro monatlich mehr) für den Landeshaushalt Mehrausgaben von jährlich fast 470 Millionen Euro ausmachen. Auf die Frage dieser Zeitung, ob vor diesem Hintergrund Anpassungen geplant seien, winkt das Schulministerium denn auch ab. Die Eingruppierung der nicht verbeamteten Lehrkräfte sei mit den zuständigen Gewerkschaften tarifvertraglich vereinbart und verbindlich festgelegt worden.

Ein Sprecher der Ministerin sagt: „Etwaige Netto-Differenzen beim Entgelt der tarifbeschäftigten und der verbeamteten Lehrkräfte ergeben sich aus den unterschiedlichen Rechtsverhältnissen dieser beiden Gruppen und sind daher systemimmanent. Diese betreffen nicht nur die Lehrkräfte, sondern alle Bereiche, in denen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer neben Beamtinnen und Beamten tätig sind.“