30.000 Sparer zittern um ihr Geld in Island

Deutsche Finanzaufsicht schließt Kaupthing-Bank. Börsengang der Bahn wird verschoben. Dax bricht ein.

Berlin. Die Finanzkrise trifft nun auch deutsche Sparer: Die Finanzaufsicht Bafin hat die deutsche Niederlassung der isländischen Bank Kaupthing geschlossen. Nach einer Mitteilung vom Donnerstagabend erließ sie ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot.

Die deutsche Kaupthing-Niederlassung hat nach Bafin-Angaben etwa 30.800 Kunden und Einlagenverbindlichkeiten in Höhe von 308 Millionen Euro. Ein Bank-Sprecher sagte, die Einlagen seien bis zu einer Höhe von 20.887 Euro gesichert. Die von der Bundesregierung am Sonntag verkündete Staatsgarantie in unbegrenzter Höhe gilt nicht für die isländische Bank, betonte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums.

Die Kaupthing-Bank war bis zuletzt mit lukrativen Angeboten und hohen Zinsen auf Tagesgeldkonten auf dem deutschen Markt aktiv. Sie wurde am Donnerstag von der Regierung in Reykjavik verstaatlicht. Am Vorabend hatte die Muttergesellschaft bereits den Zugriff auf die Online-Konten der deutschen Niederlassung gesperrt.

Wegen der Finanzkrise muss die Deutsche Bahn ihren für den 27. Oktober geplanten Börsengang auf Eis legen. Aus Sorge vor zu geringen Erlösen wird der Verkauf von 24,9 Prozent der Tochter DB Mobility Logistics auf unbestimmte Zeit verschoben, wie das Bundesfinanzministerium und die Bahn am Donnerstag mitteilten.

Dies sei angesichts "der extremen Unsicherheiten an den Finanzmärkten und zur Wahrung eines fairen Preises" entschieden worden. Angepeilt worden waren Erlöse in einer Größenordnung zwischen vier und fünf Milliarden Euro. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, langfristig könne auf die Teilprivatisierung der Bahn nicht verzichtet werden. Ansonsten sei mit erheblichen Rückschlägen für den Bundesetat zu rechnen.

Merkel schloss angesichts der Krise ein verstärktes staatliches Eingreifen in Deutschland nicht aus. Oberstes Leitprinzip bleibe aber, dass sich die Unternehmen zuerst selbst helfen müssten.

Die Beruhigungsspritze der wichtigsten Notenbanken zeigte unterdessen weiterhin kaum Wirkung: Nach der gemeinsamen Leitzinssenkung fielen die weltweiten Börsen am Donnerstag erneut.

Der deutsche Börsenindex Dax zeigte sich erst stabil und und drehte in der letzten Handelsstunde deutlich ins Minus. Er sank um 2,53 Prozent auf 4.887 Zähler. Dennoch konnten sich vor allem Bankentitel behaupten, die nach den Kurseinbrüchen der vergangenen Tage im zweistelligen Bereich zulegten.

Die Wall Street in New York rutschte nach festem Start ebenfalls ins Minus. In Island wurde der Handel bis Montag ausgesetzt.