Analyse: Bundesländer werben sich die Lehrer ab
Gelockt wird mit dem Beamtenstatus oder mit mehr Geld. NRW aber bleibt gelassen.
Düsseldorf. Es ist ein Kampf auf Biegen und Brechen. Weil bundesweit bis zu 20000 Lehrer fehlen und wöchentlich eine Million Unterrichtsstunden ausfallen, überbieten sich die Bundesländer mit bizarren Rekrutierungsversuchen.
So wirbt Baden-Württemberg unter anderem auf Bahnhöfen im Osten um junge Lehrer und schaltet Zeitungsanzeigen. Hessen versucht, mit Plakaten vor den Universitäten in Köln und Mainz Lehramtsstudenten daran zu erinnern, dass sie am Main ein Lehrerparadies erwartet.
Bayern hat die Prüfungsordnung soweit verändert, dass auch Kandidaten in den Schuldienst aufgenommen werden, die das Fach Erziehungswissenschaften im ersten Staatsexamen mit einer Fünf abgeschlossen haben.
Und der eigentlich klamme Senat in Berlin greift gar zum letzten Mittel: Ab 1.August gibt’s für angestellte Pädagogen eine deutliche Gehaltsaufbesserung um bis zu 1200 Euro. Pensionierungswelle und Fachlehrermangel führen zu einem ruinösen Föderalismus, in dem Gehälter und Arbeitsbedingungen immer weiter auseinanderklaffen.
Ein wichtiges Pfund, mit dem die Länder versuchen, sich gegenseitig auszustechen, ist die Verbeamtung. In vielen Ländern liegt die Höchstgrenze bei 45 Jahren, in Hessen können sogar 50-Jährige den Status erhalten.
Abgesehen von der beruflichen Sicherheit, die damit verbunden ist, geht es vor allem ums Finanzielle: Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kommt ein neu eingestellter Beamter etwa auf 40000 Euro brutto, ein angestellter Lehrer dagegen nur auf 30000 - eine Zwei-Klassengesellschaft im Klassenzimmer.
NRW, das sogar nur bis zum 35.Lebensjahr verbeamtet, hat nach Aussagen von Schulministerin Barbara Sommer (CDU) dennoch keine Sorge, dass Lehrkräfte abwandern könnten. So seien von den zum 1. Februar ausgeschriebenen Lehrerstellen lediglich 428 Stellen unbesetzt geblieben - nicht einmal 0,3 Prozent der insgesamt 150 000 Lehrerstellen im Land.
Um an allen Schulformen aus einem größeren Bewerberangebot schöpfen zu können, wurde die Zahl der Referendariatsplätze ausgeweitet. Zudem dürfen alle weiterführenden Schulen, die eine unbesetzte Stelle haben, diese seit Mitte des Monats wöchentlich neu ausschreiben.
Das setzt jedoch voraus, dass es auch Bewerber gibt. Gerade in Fächern wie Mathematik oder Physik ziehen Absolventen einen Job in der Wirtschaft häufig vor. Hier locken hohe Gehälter und Aufstiegschancen, von denen Lehrer nur träumen können.