Analyse: Die Hauptschule soll auf die Praxis setzen

Ab Klasse fünf erhalten Kinder in NRW künftig einen individuellen Zukunftsplan.

<strong>Düsseldorf. Die Hauptschule hat ein Akzeptanzproblem. Sie gilt als Rest- und Problemschule, die den Jugendlichen kaum Perspektiven bietet. Das ist in NRW nicht anders als in anderen Bundesländern. Doch während Länder wie Rheinland-Pfalz diesen Schultyp schrittweise abschaffen wollen, plant die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf eine grundlegende Reform. Mit einem Fünf-Punkte-Plan sollen die Lehrpläne an den mehr als 700 Hauptschulen komplett umgekrempelt werden. "Unser Ziel ist eine umfassende Berufs- und Ausbildungsreife möglichst aller Hauptschüler", verkündete Schulministerin Barbara Sommer (CDU) gestern. Noch ist ihr Konzept aber nicht mehr als ein Gerüst.

Bessere Berufswahlorientierung

Schon in der fünften Klasse habe jedes Kind einen Berufswunsch, glaubt die Ministerin. Jeder Schüler werde deshalb mit einem individuellen "Zukunftsplan" frühzeitig an dieses Ziel herangeführt. Bei ausländischen Schülern sollen Türkisch- oder auch Russischkenntnisse als zweite Fremdsprache neben Englisch anerkannt werden. Dieses Potenzial sei eine "Berufschance". Sommer vertraut darauf, dass es genügend muttersprachliche Lehrer an den einzelnen Schulen gibt, die diese Sprachleistung zertifizieren können.

Insbesondere die Kompetenzen in Deutsch, Mathematik und Allgemeinbildung sollen gestärkt werden. 100Hauptschullehrer erhalten in einem ersten Schritt eine Schulung, um die Kinder fit zu machen in Deutsch.

"Wir machen die Schüler mit der Praxis bekannt", heißt die Devise. Dazu gibt es Praktika schon ab der siebten Klasse sowie mehrtägige Berufsorientierungsseminare ab Klasse 8.

"Wir werden den Ausbau der Ganztagsschulen so vorantreiben, dass vom nächsten Schuljahr an etwa jede zweite Hauptschule in NRW eine gebundene, das heißt eine verpflichtende Ganztagsschule ist", sagte Sommer.