Analyse: Die Kölner CDU steckt in einer tiefen Krise
Nach dem Schramma-Rückzug gibt es keinen neuen Kandidaten. Rüttgers muss es richten.
Köln/Düsseldorf. Wer den Schaden hat, braucht sich um den Spottbekanntlich nicht zu sorgen - er wird frei Haus geliefert. Der Rückzugdes Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma (CDU) hat die Kölner CDUin eine schwere Krise gestürzt. "Es gibt keine Pflicht zurKandidatenaufstellung", sagte Sylvia Löhrmann, Grünen-Fraktionschefinim Düsseldorfer Landtag. Sie legte damit den Finger in die Wunde: Dennbisher gibt es niemanden, der für die Christdemokraten zur nächstenOberbürgermeisterwahl Ende August in der größten NRW-Stadt antretenwill.
Als Schramma am Sonntag seinen Rückzug erklärte, waren viele in denKölner CDU und auch in der Düsseldorfer Zentrale der NRW-CDUerleichtert. Es hatte in den turbulenten Tagen zuvor von einigen SeitenBestrebungen gegeben, Schramma wegen seines mangelhaftenKrisenmanagements nach dem Einsturz des Stadtarchivs und des rasantenAnsehensverlustes der CDU zum Verzicht zu bewegen. Das Problem: DieKritiker hatten keinen Plan B in der Schublade.
Die Enkel desersten deutschen Bundeskanzlers, Patrick und Konrad Adenauer sowie PaulBauwens-Adenauer, haben ebenso abgesagt wie die BundestagsabgeordnetenWolfgang Bosbach und Ursula Heinen. Eine Mischung aus geringem Rückhaltin der Partei und Angst vor einer Niederlage bei Verzicht auf einerneutes Bundestagsmandat bildet hier den Grund.
Die CDU, die inKöln vor neun Jahren nach langen Jahrzehnten in der Opposition erstmalswieder den Oberbürgermeisterposten eroberte und über Jahre auch imStadtrat dominierende Kraft war, läuft Gefahr, die damaligen Erfolge zuverspielen. Schon gibt es in Köln bohrende Nachfragen, wo eigentlichMinisterpräsident und Landesparteichef Jürgen Rüttgers bleibe. Der hältsich mit öffentlichen Äußerungen zurück, verweist nur immer wieder aufden Erneuerungsprozess, den die Kölner CDU nach Jahren des Klüngelsdurchlaufe. Die Version, er habe Schramma hängen lassen, sei nichtrichtig, heißt es in der Staatskanzlei. Schramma wiederum beklagt sich,er habe in den zwei Tagen vor seinem Rückzug vergeblich versucht, mitRüttgers zu telefonieren.
Klar ist: Die CDU kann sich keine langeHängepartie leisten. Und damit ist Rüttgers gefordert. Finden dieKölner keine Lösung, muss er eben helfen.