Analyse: Die Pensionslawine rollt auf NRW zu

Forscher Raffelhüschen fordert harte Einschnitte im bisherigen System der Pensionierung.

Düsseldorf. Sie verdienen ordentliches Geld, haben hohe Ruhestandsansprüche, werden alt und haben oft Frauen, die als Witwen noch älter werden und dann Ansprüche geltend machen - aus Sicht des Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen sind die Beamten so etwas wie ein sozialpolitischer Alptraum. Denn sie drohen, den Staat mit ihren Pensionsansprüchen handlungsunfähig zu machen. Sagt zumindest Raffelhüschen, der gestern in Düsseldorf für den Bund der Steuerzahler eine Studie zur Reform der NRW-Pensionskasse vorlegte.

In der Fleißarbeit haben Raffelhüschen und sein Team von jungen Wissenschaftlern an der Uni Freiburg einige markante Entwicklungen herausgearbeitet. So wollen sie belegen, dass in den nächsten Jahren eine wahre Lawine auf den Düsseldorfer Finanzminister zukommen wird. "Das sind die ganzen Beamten, die in den 70er und frühen 80er Jahren eingestellt wurden. Viele davon sind weiblich. Die werden den Etat bis über das Jahr 2040 hinaus belasten", so Raffelhüschen.

Das würde wiederum eine Kostenexplosion bewirken. Laut Raffelhüschen leben Beamte im Schnitt drei Jahre länger als die gesetzlichen Rentenbezieher, bei Beamtinnen ist die Lebenserwartung sogar noch höher. Bald schon könnten die Altersgelder bis zu 20 Prozent der Steuereinnahmen ausmachen, legt man die heutigen Staatseinkünfte zugrunde. Raffelhüschen macht harte Vorschläge, denen sich der Steuerzahlerbund nur zum Teil anschließen will.

Sie beträgt heute rund 71 Prozent des Einkommens der letzten zwei Dienstjahre, wenn 40 Dienstjahre erreicht wurden. Zum Vergleich: Nach den letzten Reformen kommt ein gesetzlich Rentenversicherter auf etwas mehr als 40Prozent des Durchschnittseinkommens, wenn er 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat. Die Beamten haben laut Statistik eine Durchschnittspension von etwas mehr als 3000 Euro im Monat, Rentner rund 1400 Euro im Monat. Raffelhüschen sieht darin eine Schieflage.

Die wird bei den gesetzlich Versicherten schrittweise auf 67 Jahre angehoben, bei den NRW-Beamten auch. "Das war ein guter Schritt", so Raffelhüschen.

Bei den gesetzlich Rentenversicherten wurden die Studienzeiten als Anwartschaft gestrichen. Das will Raffelhüschen auch bei den Beamten erreichen. Heute werden noch drei angerechnet.

Den gibt es nur bei der gesetzlichen Rentenversicherung, sagt Raffelhüschen. Er will ihn auch bei den Pensionen einführen und die Höhe der Zahlungen an die Zahl der Steuerzahler koppeln.