Antrag bei Behörde verschollen
Bürokratie: Eine Familie wartet seit zwei Monaten aufs Erziehungsgeld.
Düsseldorf/Münster. Kay Peter Müller ist sauer. Der Familienvater aus Erkrath wartet seit Monaten auf Geld vom Staat. Dabei geht es um das Erziehungsgeld, das ihm und seiner Frau für die Tochter Marielle (1) zusteht. Das ist seit zwei Monaten überfällig, es geht um rund 600 Euro.
Früher war alles sehr viel einfacher. Da fuhr Kay Peter Müller von Erkrath zum Versorgungsamt Düsseldorf, stellte dort den Antrag auf Erziehungsgeld, bekam pünktlich das Geld überwiesen. Er hatte Anspruch auf Erziehungsgeld, weil seine Frau zu Hause blieb und sich um die Kleine und das ältere Geschwisterkind kümmert. Marielle wurde im Dezember geboren, für das zweite Lebensjahr musste ein neuer Antrag her. "Den haben wir bereits im Oktober im Versorgungsamt gestellt. Im Dezember kam kein Geld. Da bin ich da wieder hin. Aber das Amt war aufgelöst", berichtete Müller.
Denn die Landesregierung hatte in der Zwischenzeit die elf Versorgungsämter landesweit aufgelöst, um Bürokratie abzubauen. Die allermeisten der Aufgaben - wie etwa das Ausstellen von Schwerbehindertenausweisen - wurde an die Kommunen weitergegeben. Mit der großen Ausnahme Erziehungsgeld. Das wird seit Anfang Januar zentral von der Bezirksregierung Münster betreut. "Davon habe ich im Dezember zum ersten Mal gehört. An der alten Stelle in Düsseldorf sagte man mir, dass die Papiere schon nach Münster unterwegs seien", so Müller gegenüber unserer Zeitung.
Doch auch Anfang Januar blieb das Erziehungsgeld aus. "Daraufhin habe ich mehrfach in Münster angerufen, bekam entweder keinen ans Telefon oder wurde immer wieder vertröstet", berichtete Müller. Geld floss freilich keins, Familie Müller ist mittlerweile frustriert.
Auf Anfrage unserer Zeitung kümmerten sich gestern die Beamten in Münster um den Fall Müller. Und kamen zu erstaunlichen Erkenntnissen: "Der Antrag war gar nicht in unseren Akten. Wir haben ihn aber in einer Loseblatt-Sammlung gefunden", sagte Sigrun Rittrich, Pressesprecherin der Bezirksregierung in Münster. Das könne man sich nicht erklären, das könne nur durch die Wirren des Behörden-Umzugs bedingt sein.
Die Bezirksregierung Münster hat beim Erziehungsgeld rund 900000 Aktenfälle übernommen, muss nun seit Jahresbeginn nach eigenen Tagen mehrere tausend Anträge auf Erziehungsgeld für das zweite Lebensjahr abarbeiten. Das ist freilich ein eher auslaufendes Problem, weil das Erziehungsgeld durch das Elterngeld ersetzt wird. Für das Erziehungsgeld standen nach Auskunft der Behörde statt wie geplant elf nur fünf Mitarbeiter zur Verfügung. Darüberhinaus gibt es nun eine telefonische Hotline (Rufnummer 0251/411-3636) mit 20 Mitarbeitern. In den kommenden Wochen würden die Altanträge abgearbeitet, verspricht Sprecherin Rittrich.
Familie Müller jedenfalls ist gespannt, wann das Geld endlich kommt.