Schulen in NRW machen gegen Kopfnoten mobil
Aus Protest wollen vor allem Gymnasien eine Einheitszensur vergeben. Verbände fordern Nachbesserungen.
<strong>Düsseldorf. Die Schulen in NRW stehen Kopf. Einen Tag vor Ausgabe der Halbjahreszeugnisse wächst der Widerstand gegen die erstmals darin enthaltenen Kopfnoten. Vor allem Gymnasien und Gesamtschulen wollen aus Protest die Leistungen ihrer Schüler in Arbeits- und Sozialverhalten generell mit "gut" bewerten - nicht zuletzt, weil so kurzfristig keine Kriterien für die Notenvergabe hätten entwickelt werden können. Die Landesschülervertretung rief für Samstag zu einer Demo in Düsseldorf auf. Die schwarz-gelbe Regierung hatte die "soft skills" 2006 ins Schulgesetz aufgenommen. Als "pädagogischen Humbug" kritisierte Ute Schäfer, Vize-Chefin der SPD-Landtagsfraktion, die Kopfnoten. Bei einer Sitzung der Grünen sprachen sich auch Vertreter von Eltern, Lehrern und Kirchen gegen die Noten aus: Sie stigmatisierten Schüler, produzierten Bürokratie und Unterrichtsausfall, hieß es. Laut Schulministerium darf für die Beratungen ein Unterrichtstag ausfallen. "Alles weitere muss außerschulisch stattfinden", betonte Vize-Sprecher Herbert Spies. Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte CDU und FDP auf, die Kopfnoten zurückzunehmen. "Die Landesregierung hat sich verrannt", sagte Landeschef Andreas Meyer-Lauber. Sein Amtskollege vom Verband Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, verlangte eine kritische Bestandsaufnahme: "Wenn in Schulen die Vereinbarung getroffen wird, allen Schülern einheitlich dieselbe Note zu geben, spricht das für sich." Im Ministerium stößt die Kritik auf Unverständnis. Alle Schulleiter seien im Mai 2007 per Mail mit den Bewertungskriterien vertraut gemacht worden. "Das ist keine plötzliche Belastung", so Spies. Unregelmäßigkeiten bei der Benotung würden geprüft. Nachbesserungen schloss er jedoch nicht aus. "Wir sammeln zwei bis drei Jahre Erfahrungen und schauen dann, was zu optimieren ist."
Sechs neue Ziffernnoten
Kopfnoten: Mit den Halbjahreszeugnissen führt die CDU-FDP-Koalition wieder Kopfnoten für Arbeits- und Sozialverhalten ein. Sie werden ab der 3. Klasse vergeben für Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit.
Natürlich stellt diese Benotung eine besondere Herausforderung für Pädagogen dar. Doch wer seine Schüler nicht nur fachlich, sondern über Jahre auch menschlich begleitet und prägt, wird keine allzu großen Schwierigkeiten haben, eine angemessene Beurteilung zu finden.