Arbeitsmarkt trotzt dem Abschwung

Konjunktur: Die Zahl der Erwerbslosen fällt überraschend deutlich auf 3,2 Millionen. Ein Grund ist der demografische Wandel.

Düsseldorf. Schlechte Konjunkturdaten, miese Kauflaune, Pessimismus in der Wirtschaft - aber das deutsche Jobwunder geht weiter. Mit Überraschung reagierten Arbeitsmarkt-Experten gestern auf die neuen Zahlen aus Nürnberg: Im sonst eher flauen Ferienmonat August waren noch 3,2 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit; das sind 14000 weniger als im Juli. Die Erwerbslosenquote sank binnen Jahresfrist von 8,8 auf 7,6Prozent, während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 596000 auf 27,45 Millionen zunahm.

Auch in NRW brummt der Jobmotor: Im August waren 754400 Menschen ohne Arbeit, 1,8Prozent weniger als im Juli. "Das sind starke Zahlen", sagte Sebastian Wanke, Arbeitsmarktexperte der Dekabank. "Wir hatten mit einem Rückgang gerechnet, aber in geringerem Ausmaß."

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erwartet, dass sich der Trend fortsetzt. "Die Dynamik bleibt", sagte BA-Vorstand Heinrich Alt. Zwar verlangsame sich der Abbau etwas, dennoch werde die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2009 weiter sinken. Den positiven Trend erklärt die BA vor allem mit den veränderten Rahmenbedingungen durch die Hartz-Reformen.

Erstmals schlägt aber auch die Überalterung der Gesellschaft voll durch, wie eine gestern vorgestellte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zeigt. Allein durch die sprunghaft wachsende Zahl der Ruheständler und schrumpfende junge Jahrgänge wird der Arbeitsmarkt in diesem Jahr um 100000 Menschen entlastet.

Skeptiker geben allerdings zu bedenken, dass die Arbeitslosenzahlen immer erst mit Verzögerung auf Flauten reagieren. Nicht vor 2009 könne beurteilt werden, ob die Reformen zu einer Trendwende geführt hätten.

Gewerkschaften kritisieren, die Zunahme der Beschäftigten gehe mit einer drastischen Ausweitung des Niedriglohnsektors einher. Viele gut bezahlte Jobs seien abgebaut und durch schlecht bezahlte, prekäre Beschäftigungsverhältnisse ersetzt worden, so der DGB.