Bahn: Gefahr durch marode Gleise?

In den nächsten Monaten werden 2200 Baustellen den NRW-Zugverkehr behindern. Die Parteien erheben schwere Vorwürfe.

Düsseldorf. Das deutsche Schienennetz wird bis 2011 zur Großbaustelle, und kein Bundesland ist davon so betroffen wie Nordrhein-Westfalen: Allein im laufenden Jahr richtet die Bahn 2200 Baustellen ein. Zahlreiche Streckensperrungen werden Verspätungen, Umleitungen und den Einsatz von Bussen als Ersatzverkehr nach sich ziehen.

Für die Renovierung des NRW-Netzes gibt der Konzern 2,7 Milliarden Euro aus, ohne jedoch alle sanierungsbedürftigen Gleise berücksichtigen zu können. So ist die Strecke Solingen-Remscheid-Wuppertal nicht im Programm, obwohl es auf dieser seit langem massive Verspätungen, häufige Ausfälle und zuletzt sogar zwei Unfälle gab.

Während Verbraucherverbände und Politik Chaos befürchten, vertraut die Bahn auf Informationen. "Wir müssen unsere Kunden zuverlässig über Änderungen im Fahrplan unterrichten", sagte gestern der Konzernbevollmächtigte für das Land NRW, Reiner Latsch. Abweichungen sollen jeweils zehn Wochen vorab im Internet, am Bahnhof und im Zug veröffentlicht werden.

Die NRW-Landesregierung gibt sich damit nicht zufrieden. "Unsere schlimmsten Befürchtungen wurden übertroffen", sagte gestern Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) im Landtag. Damit spielte er auf einen Bericht des Bundesrechnungshofs an, der defekte Warnanlagen für heiß laufende Bremsen, unstimmige Gleisabstände und die zunehmende Zahl dadurch erzwungener Langsamfahrten bemängelt. Die Bahn habe ihre Infrastruktur über Jahre in die Krise gespart, um den Börsengang zu ermöglichen, so Wittke. Nun stehe sie unter Zugzwang: "Die Zustände sind ein Beleg dafür, dass ein Börsengang nicht in Frage kommt." Bahnkunden in NRW seien durch Sicherheitsmängel und unpünktliche Züge massiv betroffen, kritisierten alle vier Parteien im NRW-Landtag.

Köln Zweigleisiger Ausbau der Strecke im Bereich Messe/Deuz, ganzjährig.

Duisburg - Emmerich An zwei Wochenenden im April wird das Streckengleis zwischen Duisburg und Oberhausen erneuert und deswegen gesperrt. Weitere Erneuerungen der Strecke: vom 22. Juni bis 30. Juni zwischen Mehrhoog und Empel-Rees und im September/Oktober zwischen Wesel und Voerde. Ein Teil der Züge wird durch Busse ersetzt.

Hamm - Duisburg Bis September werden an 15 Wochenenden verschiedene Gleisabschnitte zwischen Hamm, Dortmund, Bochum und Essen sowie insgesamt zehn Weichen erneuert. Teilweise werden die Züge umgeleitet, einzelne Haltepunkte nicht angefahren.

Düsseldorf - Ratingen - Essen Vom 29. Juni bis 23. Juli wird die Strecke zwischen Kettwig und Essen für Gleiserneuerungen komplett gesperrt. Das ausfallende Zugangebot der S-Bahn-Linie S 6 wird durch Busse ersetzt.

Düsseldorf - Neuss - Möncheng. Am 17. bis 19. und 24. bis 26. März wird das Gleis zwischen Mönchengladbach und Kleinenbroich erneuert. Im Baustellenbereich Eingleisigkeit, die Linie RE 4 fällt dort aus.

Düsseldorf - Gelsenkirchen - Münster Seit dem 2. Februar wird an der Erneuerung von 12 Kilometern Gleis zwischen Dülmen und Appelhülsen gearbeitet. Abschluss der Arbeiten: 2. Juli. Der Fahrplan wurde angepasst.