Bei Gretchenfrage fällt die Linke durch
Die Gespräche im Raum „Passion“ drehen sich um das Thema DDR und Geschichte. Die Vorstellung der Linken überzeugt nicht.
Düsseldorf. "Passion" bedeutet Leidenschaft, Hingabe, aber auch "Leidensgeschichte". Womöglich haben die Linken nicht so richtig aufgepasst, worauf sie sich bei den Sondierungsgesprächen mit der SPD und den Grünen im Düsseldorfer Holiday Inn eingelassen hatten. Dort wurden sie im Raum "Passion" innerhalb von viereinhalb Stunden als nicht regierungsfähig entzaubert.
Die Leidensgeschichte war eigentlich schon früh entschieden. "Mir war schon nach 20 Minuten klar, dass das nichts wird", sagte Johannes Remmel, Mitglied der achtköpfigen Grünen-Verhandlungskommission, unserer Zeitung. Denn SPD und Grüne hatten gleich zu Beginn die Gretchenfrage gestellt: "Wie haltet ihr es mit der DDR?"
"Die Antworten waren völlig unklar und gingen am Kern vorbei: Ob die DDR ein Unrechtsstaat war oder nicht, wurde nicht klar beantwortet", sagten Remmel und ein Mitglied der SPD-Verhandlungsgruppe. Während die Linken-Spitzenkandidatin Bärbel Beuermann nach Schilderung der Gesprächsteilnehmer so gut wie gar nichts sagte, versuchten Wolfgang Zimmermann und Katharina Schwabedissen wortreich ihre Position zu erläutern.
Nach dem Eindruck der SPD- und der Grünen-Gesprächsteilnehmer fiel dann Ulrich Maurer, zu Wochenbeginn aus Berlin geholtes Delegationsmitglied und Vertrauter von Oskar Lafontaine, die Rolle eines Aufpassers und eines Beschwichtigers zu. "Das hat uns aber nicht überzeugt", so Remmel.
Danach wurde noch stundenlang über Verfassungsschutz und über Finanzen gesprochen. Auch bei diesen Themenfeldern, obwohl es noch noch gar nicht um vertiefende Inhalte ging, waren SPD und Grüne entsetzt. "Die waren kein bisschen vorbereitet", so ein SPD-Mann. So hätten weder Zimmermann noch Schwabedissen gewusst, was ein Koalitionsausschuss - also das Mittlerorgan zwischen den Regierungsparteien in einem Bündnis - ist. "Das war schon ernüchternd", hieß es aus SPD-Kreisen.
Nach etwas mehr als vier Stunden setzten sich dann SPD und Grüne zusammen. Beide waren einer Meinung: Mit denen geht es nicht. Das wurde dann der Linken-Fraktion mitgeteilt. Die nahmen das eher überrascht auf, so ein Gesprächsteilnehmer.
Der Koalitionspoker geht jetzt also in die nächste Runde und in die dritte Woche. Nun stehen Gesprächen zwischen CDU und SPD an. Man darf erneut gespannt sein.