Benzinpreise sinken – VRR erhöht Preise
Nahverkehr: Busse und Straßenbahnen drohen ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Auto zu verlieren.
Düsseldorf. Obwohl die Preise für Diesel und Benzin seit dem vergangenen Sommer um mehr als 30 Prozent eingebrochen sind, wird der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) erneut teurer: Im August steigen die Ticket-Preise um 3,4 Prozent. Bereits im August 2008 waren die Tarife um 5,5 Prozent angehoben worden. In der Vergangenheit waren Erhöhungen vor allem mit gestiegenen Energiepreisen gerechtfertigt worden.
Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn warnte davor, dass Fahrgäste künftig dem öffentlichen Nahverkehr den Rücken kehren. "In den ärmeren Städten des Bergischen Landes und im Ruhrgebiet droht eine Abwärtsspirale", sagte er.
Ebbers griff die schwarz-gelbe Landesregierung scharf an. NRW sei im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht bereit gewesen, Kürzungen der Bundesmittel für den öffentlichen Nahverkehr auszugleichen. Dadurch gerieten die Verkehrsverbünde in NRW unter Zugzwang.
Vor allem ostdeutsche Verkehrsverbünde hatten in den vergangenen Monaten auf Preiserhöhungen verzichtet, um die Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Auto zu wahren. Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) der Region um Leipzig beschloss sogar Preissenkungen. VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik schloss Nullrunden oder Preissenkungen jedoch aus. Ohnehin könnten derzeit lediglich 43Prozent der Gesamtkosten durch die Fahrpreise gedeckt werden. "Wir haben keine Manövriermasse", sagte Tkatzik. Eine Abwanderung der Kunden auf die Straße befürchtet sie nicht. So seien 2008 die Fahrgastzahlen gegenüber 2007 um 1,2 Prozent gestiegen.
VRR-Vorstand Klaus Vorgang begründet die Erhöhungen vor allem mit einem Investitionsbedarf von 2,5 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren allein bei den Stadtbahnen. Es sei enttäuschend, dass der Nahverkehr bei den Zuwendungen aus dem Konjunkturpaket II leer ausgegangen sei.
Kritiker monieren indes, der VRR rechne sich arm. Sie verweisen auf kräftige Umsatzsteigerungen: Die Erlöse durch den Ticketverkauf hatten 2008 um 47 Millionen Euro auf 915Millionen Euro zugenommen.