Berlin wahrt Müllers Gesicht

Das Kanzleramt akzeptiert den umstrittenen Konzernchef für den Job an der Spitze des neuen Börsenunternehmens.

Berlin/Düsseldorf. Der Druck war zu groß, eine Lösung musste her: Gestern wurde sie in der derzeit wichtigsten Personalie für Nordrhein-Westfalen aus Berlin geliefert. Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU), rechte Hand von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), machte den Weg frei für den Börsengang des Essener RAG-Konzerns: RAG-Chef Werner Müller wird nicht Chef der geplanten Kohlestiftung, sondern Vorstandschef des neuen Börsen-Unternehmens, so der Kompromiss.

Jetzt ist alles anders, und jetzt könnte es schnell gehen. Rasch wird der Zeitplan für den Börsengang festgezurrt. Im Juni soll die Stiftungssatzung verabschiedet werden - jetzt eine reine Formalie. Am 8. August soll die Bundesregierung dann in einer Kabinettssitzung das Steinkohleausstiegsgesetz auf den Weg bringen. Es sieht ein Ende der Subventionen im Jahr 2018 vor.

Der Poker endet mit einem Kompromiss: Ministerpräsident Rüttgers hat RAG-Chef Müller als Chef der Kohle-Stiftung verhindern können, Müller wird jetzt Chef der neuen RAG, die nichts mehr mit Kohle zu tun haben wird. Dafür wird Müller ein Riesen-Gehalt kassieren, das neue Unternehmen nimmt schließlich Kurs auf den Dax. Für Rüttgers ist es ein Teilsieg, die Totalverhinderung von Müller - zuletzt noch betrieben von Glos - konnte er nicht durchsetzen. Müller hat sein Lebensziel nicht erreicht: Er wird nicht als neuer König des Ruhrgebiets in die Geschichte eingehen. Zwei Sieger, die Verlierer sind - das ist Politik.