Betreuungsgeld verschärft Ungleichheit
Düsseldorf (dpa). Ein Jahr nach Einführung des Betreuungsgelds haben sich nach Ansicht der nordrhein-westfälischen Regierungsfraktionen SPD und Grüne die Bedenken gegen die umstrittene Leistung für Kleinkinder bestätigt.
„Wir haben von Anfang an gesagt, dass das Betreuungsgeld am Bedarf der Familien vorbeigeht“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Britta Altenkamp in Düsseldorf. Es gebe Hinweise, dass vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien damit von der Kita ferngehalten würden. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Sigrid Beer, fügte hinzu: „Erwiesen ist auch, dass das Betreuungsgeld die Bildungsungleichheit verschärft und damit falsche Anreize setzt.“
Seit 1. August 2013 haben Eltern einen Anspruch auf Betreuungsgeld, wenn sie ihr Kleinkind nicht in eine Kindertagesstätte oder zu einer Tagesmutter geben. Vom 15. Lebensmonat bis maximal dritten Lebensjahr werden monatlich 100 Euro, ab 1. August 2014 dann 150 Euro gezahlt.
Den Grünen zufolge bestätigt sich die Befürchtung, „dass die Herdprämie das überholte familienpolitische Modell der Alleinverdiener-Familien unterstützt und nicht zu mehr Gleichberechtigung von Frauen und Männern beiträgt“. Vor allem aber halte es genau diejenigen davon ab, ihren Nachwuchs in eine Kita zu geben, deren Kinder besonders von den dortigen Angeboten profitieren würden. So werde Monat für Monat allein in NRW eine Millionensumme in eine „bildungs- und sozialpolitisch verfehlte Maßnahme investiert“, sagte Beer.