Bildung: Neue Schulstruktur für NRW

SPD, Grüne und CDU heben gemeinsam die Sekundarschule aus der Taufe und läuten das Ende der Hauptschulen ein.

Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Landtag hat am Donnerstag mit den Stimmen von SPD, Grünen und der oppositionellen CDU die größten Änderungen im Schulsystem beschlossen, die es seit langem gegeben hat. Wir geben einen Überblick über die Neuerungen und die Kritik an ihnen:

Als fünfte reguläre weiterführende Schule — neben Haupt-, Real-, und Gesamtschulen sowie den Gymnasien — haben die Fraktionen die Sekundarschule erfunden. Sie sieht einen gemeinsamen Unterricht mindestens in den Klassen 5 und 6 vor und soll sowohl den Hauptschulabschluss wie auch die Mittlere Reife anbieten. Je nach Leistungsstärke können die Kinder auch auf das Gymnasium vorbereitet werden. Eine Oberstufe gibt es dort jedoch nicht, Abitur kann nur an Gymnasien, Gesamtschulen oder Kollegs abgelegt werden. Ab dem kommenden Sommer kann sie an den Start gehen. Vor allem auf dem Land soll die Sekundarschule ausblutende Haupt- und Realschulen ersetzen.

Die Schulen werden besser ausgestattet. Dort müssen die Lehrer lediglich 25,5 Stunden in der Woche unterrichten, die Klassenstärke beträgt maximal 25 Schüler. Ganz anders die Zahlen in Haupt- und Realschulen: Dort müssen Lehrer 28 Stunden unterrichten, an Realschulen beträgt die Klassengröße im Schnitt 28 Kinder.

Damit wird erstmals seit 1969 die Landesverfassung im Bildungsbereich geändert. Damals wurde die Hauptschule als einzige Schulform in der Verfassung verankert, nun verliert sie diesen Status. Mit ihrer Zwei-Drittel-Mehrheit haben das SPD, Grüne und CDU so beschlossen. Damit soll verhindert werden, dass Eltern mit großen Erfolgsaussichten gegen die Schließung einer Hauptschule klagen können.

Die Sekundarschule gilt bundesweit als vorbildlich. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) äußerte sich positiv. NRW habe eine zeitgemäße Verbindung aus einem Zwei-Säulenmodell und integrativen Schulformen wie etwa der Gesamtschule gefunden.

Sie kommt aus entgegengesetzten Richtungen. Der FDP gehen die Reformen zu weit. Sie befürchtet den schleichenden Einstieg in ein Einheitsschulsystem und das Ausbluten vor allem der Gymnasien. Denn die Sekundarschulen seien personell wesentlich besser ausgestattet und damit im klaren Wettbewerbsvorteil.

Der Linkspartei wiederum gehen die Schritte nicht weit genug. Sie plädiert für einen weitergehenden Schritt und wollen sämtliche Schulformen durch eine Gesamtschule mit einer integrierter Oberstufe und der Möglichkeit zum Abitur ersetzen.