Bürgerwehren sind im Netz präsenter als auf der Straße
Nach den Silvester-Vorfällen in Köln wollten sich vielerorts in Nordrhein-Westfalen Bürgerwehren bilden. Doch inzwischen zeigt sich: die selbst ernannten Aufpasser sind kaum auf der Straße zu sehen.
Köln (dpa). Nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht war in mehreren nordrhein-westfälischen Städten zur Gründung von sogenannten Bürgerwehren aufgerufen worden. In Düsseldorf ließen sich die selbst ernannten Aufpasser sogar als Verein eintragen. Polizei und Politik reagierten besorgt. Zwei Monate später zeigt sich: angebliche Bürgerwehren machen mehr im Internet als auf der Straße auf sich aufmerksam.
„Anfänglich haben wir Leute angetroffen, die sogenannte Altstadtspaziergänge unternommen haben“, berichtet beispielsweise ein Sprecher der Kölner Polizei. Die Polizei habe Präsenz gezeigt, „damit keiner das Recht in eigene Hand nimmt“. Inzwischen sei in Köln nichts mehr von Bürgerwehren zu sehen.
Auch in Düsseldorf wurden Bürgerwehren gegründet. „Aus unserer Sicht treten sie aber nicht in Erscheinung“, sagt Markus Niesczery von der Düsseldorfer Polizei. Einmal sei die Gruppe in der Stadt unterwegs gewesen - begleitet von der Polizei. Danach hätten sie noch zwei Rundgänge angemeldet, aber inzwischen habe man schon länger nichts mehr von der Gruppe gehört.
Auch in Bielefeld gab es eine solche Gruppierung, aber seit ein paar Wochenenden sei Ruhe, sagt Achim Ridder von der Bielefelder Polizei. In Dortmund gab es im Januar einen Aufruf zu einem Treffen besorgter Bürger. „Wir waren präsent, haben aber niemanden angetroffen“, berichtet Nina Vogt von der Polizei Dortmund.
In Mönchengladbach hatte die Polizei eine Gruppe vor allem von Hooligans daran gehindert, Streife zu gehen. Inzwischen sei „Ruhe im Karton“, versichert Polizeisprecher Willy Theveßen.
In Hamm soll es sogar drei Bürgerwehren geben. „Sie posten, dass sie angeblich Abendspaziergänge machen. Aber das ist viel auf Facebook und wenig in der Realität“, sagt Ulrich Biermann von der Polizei Hamm. Eine Gruppe rühme sich damit, einen Einbruch verhindert zu haben, das sei aber eher Sachbeschädigung gewesen.
„Die meisten Gruppen waren nur virtuell“, hat auch Wolfgang Beus, für Polizeiangelegenheiten zuständiger Sprecher im NRW-Innenministerium, beobachtet. „Im Netz haben sich viele Bürgerwehren gebildet, aber nur ganz wenige haben sich auf der Straße getroffen - und wenn, dann war die Polizei dabei.“